Rheinische Post: Lehren aus dem Medizin-Gau
Geschrieben am 04-09-2008 |
Düsseldorf (ots) - Von Jürgen Stock
Noch wochenlang werden Patienten den akuten Versorgungsengpass mit radioaktiven Pharmazeutika zu spüren bekommen. Selbst wenn Mediziner versichern, dass die Notfallversorgung gewährleistet bleibe, ist es mehr als nur ein Komfortverlust, wenn Menschen Tage oder Wochen auf ein Untersuchungsergebnis warten müssen, das für manchen lebenswichtig ist. Ausgelöst wurde die Notlage durch den fast gleichzeitigen Ausfall von vier Reaktoren in Europa. Dabei trat bei einem Störfall in Belgien Radioaktivität aus. Anwohner im Umkreis von fünf Kilometer wurden aufgerufen, kein Obst und kein Gemüse aus dem eigenen Garten zu verzehren. Alle Atomanlagen, von denen deutsche Medizinfirmen ihr radioaktives Material beziehen, sind älter als 40 Jahre, und alle liegen im Ausland. Deutsche Betreiber scheuen das Risiko, in neue Anlagen zu investieren. Sie wissen, dass sie kaum auf politische Unterstützung in den jahrelangen Genehmigungsverfahren rechnen können. Wenn Radioaktivität im Spiel ist, fürchten Unternehmen die Angst der Deutschen vor den unsichtbaren Strahlen. Die Vorgänge um das provisorische Endlager in Asse schüren das Unbehagen. Dabei wäre es wichtig, wenn Deutschland nicht nur bei der Energie, sondern auch in der medizinischen Versorgung mehr Unabhängigkeit und Sicherheit erlangen würde.
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