Allg. Zeitung Mainz: Daneben benommen Kommentar zu Liechtenstein
Geschrieben am 11-09-2008 |
Mainz (ots) - Deutschland im Jahr 2008 ist sicher eine Nation, an der es eine Menge zu kritisieren gibt. Eines aber ist diese Republik ganz sicher nicht, nämlich ein "Viertes Reich". Genau so aber hat der Fürst von Liechtenstein Deutschland genannt. Und dies ausgerechnet in Zusammenhang mit seiner Weigerung, dem Jüdischen Museum in Berlin für eine Ausstellung zum Thema "Raub und Restitution", ein Gemälde auszuleihen. Damit rückt der Fürst hinter den Bergen diese Demokratie in einer Weise in die Nähe zur Nazi-Diktatur, dass es einem die Sprache verschlägt. Wie so vieles hat der offensichtliche Zorn des Herrn über ein paar tausend Menschen und über viele tausend Nummernkonten und Schließfächer natürlich einen handfesten Hintergrund. Denn es waren Agenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), die in der Bank des Fürsten in Vaduz Kundendaten beschafften, die klipp und klar belegen, dass er und seine Untertanen der Steuerhinterziehung auch in Deutschland massiv Hilfestellung leisten. Seitdem herrscht so etwas wie Eiszeit zwischen Vaduz und Berlin. Es mag menschlich nachvollziehbar sein, dass jemand, der solchermaßen ertappt worden ist, auf Rache sinnt. Dabei gibt es, zumal unter zivilisierten Menschen im Europa des 21. Jahrhunderts aber Tabus, die es strikt zu beachten gilt. Wer andere Nationen auch nur in die Nähe des Dritten Reiches rückt, und das hat der Fürst von Liechtenstein zweifelsfrei getan, dem muss ohne Wenn und Aber entschieden entgegen getreten werden. Dass dies gestern am deutlichsten vom Zentralrat der Juden in Deutschland geschah, mag mehr als alles andere zeigen, wie sehr sich Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein daneben benommen hat.
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