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Pisa-Forscher Baumert fordert Kurswechsel in der Bildungspolitik

Geschrieben am 18-09-2008

Hamburg (ots) - Einen Kurswechsel in der Bildungspolitik fordert
der führende deutsche Erziehungs-wissenschaftler Jürgen Baumert. In
der ZEIT beklagt der Direktor am Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung in Berlin, die Kultusminister hätten die besonders
lernschwachen Schüler nicht energisch genug gefördert. Bereits die
erste 2001 veröffentlichte Pisa-Studie habe eine im internationalen
Vergleich sehr große Gruppe von Schülern gezeigt, die im Alter von
fünfzehn Jahren weder richtig lesen noch rechnen konnten. "Hier
hätten sich die Kultusminister aufraffen" müssen und die Förderung
dieser Schüler zur "Hauptherausforderung" erklären. Nötig seien
zusätzliche Lernangebote am Nachmittag oder in den Ferien.

Ein realistisches Ziel der Bildungspolitik könne laut Baumert
darin bestehen, ein Bildungsminimum zu definieren, das allen Kindern
unabhängig von ihrer Herkunft garantiert wird. "Jeder, der die Schule
verlässt", sagt Baumert, "muss eine reale Chance haben, in Würde an
der Gesellschaft teilzuhaben".

Insbesondere den Stadtstaaten, sowie Nordrhein-Westfalen und
Hessen, empfiehlt Baumert das Modell des zweigliedrigen Schulsystems,
wo es neben dem Gymnasium nur eine weitere Schulform gibt. Damit
könne der Tendenz entgegengewirkt werden, dass sich die sogenannten
Risikoschüler in Hauptschulen sammeln würden. Dass Schulpolitiker in
Nordrhein-Westfalen das gegliederte Schulsystem in seiner jetzigen
Form retten wollten, kommentiert Baumert mit den Worten: "Das Land
ist gerade dabei, sich das Leben schwer zu machen. Mit einem
kompromisslosen Beharren auf hergebrachten Strukturen werden Kosten
verursacht und Handlungsmöglichkeiten abgeschnitten." Langfristig,
sagt Baumert voraus, würden auch Baden-Württemberg und Bayern schon
"aus demografischen Gründen" den "Weg in die Zweigliedrigkeit
öffnen".

Der Bildungsforscher weist darauf hin, dass ein frühes Aufteilen
von Schülern die sozialen Unterschiede vergrößere. Zwar bestimme die
soziale Herkunft in jedem Land der Welt den Schulerfolg mit, jedoch
könne die Schule Unterschiede abmildern.

Originaltext: DIE ZEIT
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/9377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_9377.rss2

Pressekontakt:
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 39 vom 18. September 2008
senden wir Ihnen für Zitierungen gern zu.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558,
E-Mail: elke.bunse@zeit.de)


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