Westdeutsche Zeitung: Das Drei-Säulen-Modell federt die globale Finanzkrise ab - Ein Lob dem deutschen Bankensystem = Von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 19-09-2008 |
Düsseldorf (ots) - Die Zeit ist ein unbarmherziger Begleiter. Sie überrollt zuweilen unsere Ansichten, die wir gestern noch mit Inbrunst vertreten haben - und die wir heute als hoffnungslos veraltet lieber vergessen machen würden. Genau so verhält es sich mit dem Blick auf das deutsche Bankensystem. Wie schal kommen uns inzwischen die Selbstanklagen vor, das Drei-Säulen-Modell aus Sparkassen, Genossenschaftsbanken und relativ schwachen Geschäftsbanken sei im globalen Wettbewerb nicht mehr zeitgemäß. Es mögen vor allem die Vorstandschefs der Geschäftsbanken gewesen sein, die gerne ihre unliebsamen Konkurrenten verdrängt oder übernommen hätten. Angesichts der immer größer dimensionierten Kapitalströme hätten wir beinahe an das Märchen geglaubt, dass die gute alte Sparkasse oder die Genossenschaftsbank mit ihren bäuerlichen Wurzeln nicht mehr zeitgemäß seien.
Josef Ackermann und seine Kollegen hatten uns weismachen wollen, eine Bank müsse eine Kapitalrendite von 25 Prozent erreichen. Dabei hatte er wohlweislich verschwiegen, dass mit der Gewinnmarge auch die Risiken steigen. Die Gier schien die einfachsten kaufmännischen Grundregeln außer Kraft zu setzen. Mit dem Ergebnis, dass jetzt der Zusammenbruch des überhitzten Finanzsystems nur durch unvorstellbar hohe Milliardeninterventionen von Notenbanken und aus den Staatshaushalten verhindert werden kann.
Die Veränderungen sind dramatisch. Die amerikanischen Investmentbanken, die den Takt des weltweiten Kapitalflusses bestimmt hatten, verschwinden eine nach der anderen von der Bildfläche. Mit einem Mal geht auch in den USA der Trend wieder zur Universalbank, die ihre Risiken durch mehrere Geschäftsfelder abfedert. Die deutschen Geschäftsbanken wollen ihre geplanten Fusionen dazu nutzen, auch wieder die Kleinanleger und die mittelständische Wirtschaft zu erreichen. Wenn in dieser Phase der Neubesinnung die Europäische Union ausgerechnet die Axt an die öffentlich-rechtlichen Sparkassen legen sollte, wäre das ein Treppenwitz der Geschichte. Falls sich diese Einsicht in Brüssel nicht von selbst durchsetzt, sollte Deutschlands Einfluss in der EU stark genug sein, den Erhalt des Drei-Säulen-Modells abzusichern.
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