Prodi bezeichnet den Regierungsstil Berlusconis als "postdemokratisch"
Geschrieben am 07-06-2006 |
Hamburg (ots) - Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi übt eine Woche vor seinem Besuch in Deutschland heftige Kritik an seinem Vorgänger Silvio Berlusconi: "Dieses Land ist zuvor versklavt worden. Der frühere Ministerpräsident konnte tun und lassen, was er wollte." Prodi bezeichnet den Regierungsstil Berlusconis als "postdemokratisch". Er sagt: "Der Berlusconismus hat das italienische Volk systematisch verändert, die Mentalität der Leute. Ihre Werte." Berlusconi habe eine staatsfeindliche Einstellung propagiert: "Den Fiskus zu prellen ist kein Problem. In zweiter Reihe zu parken ist kein Problem. Der Staat ist der Gegner, der Feind. Und mit seinen Medien hat Berlusconi immer wieder diese Propaganda verbreitet."
Prodi verteidigt sich gegen den Vorwurf, die Koalition in Italien sei instabil: "Die Deutschen haben doch, entschuldigt meine Direktheit, viel länger gebraucht, um ihren Koalitionsvertrag abzuschließen, als wir. Zwei Monate lang hat sich das hingezogen! Ich habe in einem Monat die beiden Kammerpräsidenten wählen lassen, einen Staatspräsidenten, die Regierung zusammengestellt und zwei Vertrauensabstimmungen überstanden! Wir sind Italiener, aber bei Euch erschien mir das ganze Procedere sehr viel angestrengter. Wir haben nur mehr Folklore: die Rifondazione Comunista, die Comunisti Italiani. Aber verglichen mit Lafontaine ist das eher harmlos."
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 24 vom 8. Juni 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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