Wiesbadener Kurier: Zum Aufbau Ost
Geschrieben am 24-09-2008 |
Wiesbaden (ots) - Der Teufel liegt wie immer im Detail - auch beim Aufbau Ost. Insgesamt gesehen ist er eine Erfolgsgeschichte, trotz etlicher fehlinvestierter Milliarden. Heruntergekommene Städte, marode Infrastruktur, museumsreife Technik: All das ist der Osten nicht mehr. Endlich "blühende Landschaften", die der frühere Kanzler Kohl einst etwas voreilig vorausgesagt hatte - allerdings hapert es noch immer an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Eine unangenehme Folge davon ist, dass die Renten das Westniveau noch nicht erreicht haben. Immerhin bleiben noch elf Jahre und viele Transfers in Milliardenhöhe, um aufzuholen. Erst 2019 läuft der Solidarpakt II aus. Die Entwicklung der vergangenen Jahre macht verhalten optimistisch, vieles wird sich bis 2019 noch bewegen lassen. Eine Anschlussvereinbarung ist aus heutiger Sicht deshalb kaum vorstellbar und dürfte dann 30 Jahre nach dem Mauerfall politisch auch nicht durchsetzbar sein. Der deutsche Steuerzahler hat sich ausgesprochen großzügig gezeigt und so gut wie klaglos über viele, viele Jahre hinweg den Solidarzuschlag bezahlt. Er darf darum erwarten, dass nicht nur die Renten in naher Zukunft angeglichen werden, sondern auch die Sondersteuer Ost demnächst per Gesetz abgeschafft wird und ausläuft. Alles andere wäre unredlich. Nichtsdestotrotz besteht weiter die Verpflichtung, auf gleiche Lebensverhältnisse in Deutschland zu achten. Dies ist zum Beispiel die Aufgabe des Länderfinanzausgleichs, auch wenn reichere Länder sich gerne zieren. Mit jedem Prozentpunkt, den der Osten Deutschlands aufholt, fehlt ein bisschen mehr Begründung für die bisherige Sonderhilfe Ost. Das geeinte eine Deutschland ohne Aufdividierung in Ost und West muss die Realität, das Normale werden. Erst dies ist das Ende der Teilung. Problemregionen wird es immer in allen Bundesländern geben.
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