Allgemeine Zeitung Mainz: Kein Muster für die Zukunft (Kommentar zur Hypo Real Estate)
Geschrieben am 29-09-2008 |
Mainz (ots) - Wenn es stimmt, was gestern als Erklärung für die Schieflage des deutschen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate nachgereicht wurde, dann haben Bund und Banken richtig gehandelt. Zumindest derzeit geht es hier nicht um das Sozialisieren von Verlusten, sondern um ein dringend notwendiges Signal des Vertrauens. Denn die Führung des Münchner DAX-Konzerns hat offenbar nicht um Hilfe gerufen, weil sie sich verspekuliert hat, sondern weil man sich am Markt derzeit nicht über den Weg traut und deshalb untereinander kaum bereit ist, Geld zu verleihen. Ein Vorgang, der in normalen Zeiten millionenfach geübte, sichere Routine ist, findet nicht mehr statt, damit wird auch hierzulande eine Katastrophe amerikanischen Ausmaßes heraufbeschworen. Kaum zwei Wochen nach der Weigerung der US-Regierung, die Investmentbank Lehman Brothers als einzige nicht zu stützen, wirkt sich diese Entscheidung auch weltweit verheerend aus. Angst vor dem eigenen Untergang hat gewaltiges Misstrauen erzeugt. Deshalb hält jeder sein Geld zusammen, obwohl man weiß, dass damit ein Kollaps des Finanzsystems riskiert wird, das ohne die wechselseitige Refinanzierung unter den Banken nicht funktionieren kann. Ginge das so weiter, verpuffte auch die völlig richtige Flutung des Marktes mit Milliarden frischen Geldes durch die Notenbanken. Deshalb gibt es im Fall Hypo Real Estate keine Alternative zur 35 Milliarden-Kreditlinie der Großbanken und der umfangreichen Bürgschaft durch den Staat. Gestern galt es, eine katastrophale Kettenreaktion zu verhindern. Ein Muster für die Zukunft aber darf das nicht werden. Es ist die Pflicht der Banken, über den Tag hinaus ein System zu installieren, das zuverlässig dafür sorgt, dass der Bürger nicht immer wieder mit seinen Steuern einspringen muss. Schaffen sie das nicht, wird man sie per Gesetz dazu zwingen müssen.
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