Südwest Presse: Kommentar zu CSU, Ausgabe vom 02.10.2008
Geschrieben am 01-10-2008 |
Ulm (ots) - Wenn das kein Machtkampf ist in der CSU, dann ist die Weißwurst vegetarisch. Offenbar glaubt der scheidende Parteichef Erwin Huber immer noch, seine Landsleute im Freistaat an der Nase herumführen zu können, wenn er von einem normalen demokratischen Vorgang spricht. Dabei arbeitet seine Partei eher am weiteren Niedergang als daran, die 43,4 Prozent vom Sonntag zu einem einmaligen Ausrutscher nach unten werden zu lassen. Die Malaise der Christsozialen hängt wesentlich mit der starken Stellung der Bezirke zusammen, die sich nun gegenseitig bekriegen und einen überzeugenden Neuanfang blockieren. Die Oberbayern sind noch sauer wegen Stoiber, die Niederbayern wegen Huber, die Franken wegen Beckstein. Und die Schwaben sind sowieso längst überzeugt, zu kurz zu kommen. Der ganze fein austarierte Personalproporz ist zerstört und keiner in Sicht, der ihn rasch wieder hinbrächte. Horst Seehofer weiß genau, warum er sich für das Münchner Regierungsamt nur als Notnagel bewirbt. In der Landtagsfraktion wird er allenfalls eine Mehrheit finden, wenn es gar nicht mehr anders geht. Eine unerträgliche Rolle spielt Edmund Stoiber. Mit selbstherrlichem Führungsstil und Kleben an den Ämtern hat er als Partei- und Regierungschef verbrannte Erde hinterlassen und seine Nachfolger vor kaum lösbare Probleme gestellt. Sich nun an deren Scheitern zu weiden, ist erbärmlich.
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