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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert

Geschrieben am 12-10-2008

Bielefeld (ots) - Im Kampf gegen die Finanzkrise schließen sich
die Regierungen weltweit zusammen. Sie tun alles, um dem Eindruck der
Ohnmacht gegenüber abstürzenden Aktienkursen und zusammenbrechenden
Banken zu widersprechen. G7, IWF, die Euro- und Schwellenländer
wollen durch eine konzertierte Aktion das Vertrauen in die
Finanzmärkte zurückholen. Am Wochenende haben wir die positive Seite
der Globalisierung erlebt: Koordination statt Konfrontation wie zu
Zeiten der Nationalstaaten im 19. und 20. Jahrhundert, als das Geld
bereits keine Grenzen mehr anerkannte.
Das Zusammenstehen der Welt in der Not tröstet über die negativen
Auswirkungen der Globalisierung hinweg, wie sie in den vergangenen
Wochen und Monaten drastisch zu sehen waren. Wie ein Flächenbrand
sprang die Immobilienkrise in den USA auf Europa über, nach
amerikanischen Banken gerieten auch solche in Großbritannien und
Deutschland, wie die Hypo Real Estate, ins Wanken. Milliarden Dollar
und Euro wurden verbrannt. Alles auf der Welt hängt zusammen: Dieser
Grundsatz der Globalisierung zeigt sich überdeutlich.
Alternativen zur Globalisierung, in der die Welt zum Dorf wird, gibt
es aber nicht. Nationales Abschotten ist keine erfolgversprechende
Strategie, eine Wirtschaft lässt sich nicht isolieren. Kapital und
damit Unternehmer drängen dorthin, wo mit möglichst geringem
finanziellen Einsatz der größtmögliche Gewinn erzielt werden kann.
Grenzen stören da nur, lähmen unternehmerisches Engagement und
verringern den Wohlstand im eigenen Land.
Deshalb tut die Politik im Moment das einzig Richtige, weil unbedingt
Erforderliche. Um die Abwärtsspirale an den Finanzmärkten zu stoppen,
werden die Regierungen zu Akteuren. Wir erleben den Abschied vom
Nachtwächterstaat, der die Wirtschaft machen ließ. Kontrolle statt
Laissez-faire lautet die Konsequenz aus dem aus den Fugen geratenen
Finanzsystem. Regierungen garantieren die Einlagen ihrer Bürger und
die Existenz der wichtigsten Banken in ihrem Land. Sie schrecken vor
Verstaatlichung nicht mehr zurück. Eine derart massive Einflussnahme
ist außergewöhnlich und spiegelt den Ernst der Lage wider.
Kommt damit der Sozialismus, die Planwirtschaft, durch die Hintertür
wieder herein? Die Zentralisation des Kredits in den Händen des
Staates durch eine Nationalbank forderten Karl Marx und Friedrich
Engels 1848 im Kommunistischen Manifest. Eine Neuauflage dieses
Ladenhüters darf es nicht geben, Verstaatlichungen oder
Teilverstaatlichungen dürfen nur als kurzfristiges politisches
Instrument zur Stabilisierung in Wirtschaftskrisen eingesetzt werden.
Gut, dass Kanzlerin Merkel bereits vorbeugte, indem sie erklärte, der
Staat wolle die Banken nicht entmachten. Mehr Aufsicht ist aber
nötig: Die Milliardenhilfen zur Existenzsicherung bezahlen wir mit
unseren Steuern. Wir bürgen mit unserem Geld für unsere Bankkonten.
Vielen Bankmanagern trauen wir nicht mehr.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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