 Allg. Zeitung Mainz: Das große Aber (Kommentar zur US-Wahl)
Geschrieben am 16-10-2008 |
Mainz (ots) - "I hear the fat lady sing", sagen die Amerikaner,
wenn sie - flapsig - ausdrücken wollen, dass eine Sache kurz vor dem
Ende steht. Der Spruch geht angeblich zurück auf Richard Wagners
Opern-Zyklus "Der Ring des Nibelungen", in dem Sängerinnen vom Ende
künden, die zumindest früher von eher fülliger Statur waren. "I hear
the fat lady sing" könnte John McCain nach dem letzten TV-Duell mit
Obama sagen. Aber da gibt es noch einen anderen amerikanischen
Spruch; der lautet übersetzt: Es ist nicht vorbei, ehe es vorbei ist.
Mögen noch so viele Auguren und Demoskopen den Sieg Barack Obamas
verkünden, abgerechnet wird erst am 4. November. Und es ist überhaupt
nicht auszuschließen, dass der Sieger dann doch noch McCain heißt.
Zwar stehen die Zeichen der Zeit deutlich auf Wechsel. Zwar spricht
alles dafür, die Demokraten ans Ruder zu lassen, nach acht mühevollen
Jahren George W. Bush, dessen Akzeptanzwerte nahezu unterirdisch
sind. Zwar ist Obama ein Kandidat mit Charisma, der Tatkraft
versprüht und Hoffnung vermittelt. Aber, das große Aber: Ist die
Mehrheit der Amerikaner wirklich bereit, den ersten Schwarzen als
ihren Präsidenten zu akzeptieren? Ist in so gefährlichen Zeiten wie
diesen, so werden sich viele fragen, nicht einer wie McCain doch die
bessere, weil sicherere Wahl? John McCain, der Vietnamveteran, der
fünf Jahre Folterhölle durchstand? McCain, der seit Jahrzehnten
gestählt ist in der internationalen Politik? Hätten etwa die Europäer
zu entscheiden, wer US-Präsident wird, fiele die Wahl unzweifelhaft
auf Obama, und objektiv betrachtet - falls es eine objektive
Betrachtung überhaupt gibt - ist er jetzt sicher der richtige Mann.
Aber es ist noch nicht vorbei.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Karsten Gerber
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Fax: +49-(0)6131/48-5868
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