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Werder Bremen-Presseservice: Interview vor dem DFB-Pokal-Kracher gegen Vize-Meister Duisburg: "Die Träume werde ich meinen Spielerinnen nicht nehmen"

Geschrieben am 17-10-2008

Bremen (ots) - Am Sonntag, 19.10.2008, um 11 Uhr kommt es auf
Platz 12 am Weser-Stadion zu einem ganz besonderen DFB-Pokalspiel.
Das Frauen-Regionalligateam der Grün-Weißen trifft auf den
Vize-Meister und Europapokalteilnehmer FCR 2001 Duisburg, der
voraussichtlich mit vier aktuellen Weltmeisterinnen antreten wird.
Eine unglaubliche Herausforderung für die jungen Bremer Spielerinnen,
die erst seit dem vergangenen Jahr als Team zusammenspielen.
WERDER.DE hat vor der Partie mit Trainerin Birte Brüggemann
gesprochen.

WERDER.DE: Frau Brüggemann, hat man in dieser Woche gespürt, dass
das "Spiel des Jahres" für die Mannschaft kurz bevorsteht?

BRÜGGEMANN: Das wird nicht das "Spiel des Jahres" sein. Nein, die
"Spiele des Jahres" waren unsere entscheidenden Aufstiegsspiele im
Sommer gegen Ratzburg und Niendorf. Mit diesen Partien war alles
verbunden, mit was wir uns hier seit Monaten intensiv beschäftigen.
Wenn wir uns da nicht durchgesetzt hätten, wären wir nicht so weit,
wie wir jetzt sind, hätten nicht diese Mannschaft zusammen, stünden
nicht in der zweiten DFB-Pokalrunde.

WERDER.DE: Aber ein Spiel gegen ein mit Weltmeisterinnen
gespicktes Team, das um den Titel mitspielt und in der Bundesliga die
meisten Tore geschossen hat, ist zumindest sehr außergewöhnlich?

BRÜGGEMANN: Ich lasse mich darauf ein, dass es das "Spiel des
Jahres" für den Bremer Frauenfußball ist. Das ganze Umland hatte in
den letzten Jahren nicht die Chance, so eine Mannschaft in einem
Wettbewerbsspiel zu sehen. Es gibt hier ganz wenige höherklassige
Klubs, es gab seit Jahren kein Länderspiel der Frauen hier in der
Gegend. Und jetzt ist die Chance da, Frauenfußball auf höchstem
Niveau live zu sehen. Ich bin sicher, dass da viele von außerhalb
einen Sonntagsausflug nach Bremen unternehmen werden. Immerhin hat
fast die komplette Regionalliga aufgrund des Pokaltermins spielfrei.

WERDER.DE: Frauenfußball auf höchstem Niveau, Spaß für die
Zuschauer - das könnte aber auch eine herbe Niederlage für ihre
Spielerinnen bedeuten. Freut sich das Team trotzdem?

BRÜGGEMANN: Natürlich ist das für alle von uns ein ganz besonderes
Spiel. Vielleicht haben unsere Spielerinnen nie wieder die Chance,
gegen solche Gegnerinnen anzutreten.

WERDER.DE: Wie sah denn die Trainingswoche vor diesem Spiel aus?
Gab es besondere Vorbereitungen?

BRÜGGEMANN:Wir wollen uns natürlich so teuer wie möglich verkaufen
und bereiten uns intensiv auf die Partie vor. Ein großer Schwerpunkt
in der Trainingsarbeit war das Defensivverhalten. Da werden wir 90
Minuten gefordert sein. Wir wollten den Spielerinnen aufzeigen, wie
viel man erreichen kann, wenn man sich noch besser untereinander
hilft, gegenseitig coacht und jeden Zweikampf absolut konzentriert
führt. Wir haben unseren Spielerinnen in den Einheiten viele
Erfolgserlebnisse verschafft, damit sie selbstbewusst in die Partie
gehen.

WERDER.DE: Gab es schon Kontakt zum FCR Duisburg? Wird es ein
Essen oder so etwas mit den Verantwortlichen geben?

BRÜGGEMANN:Natürlich haben wir wegen der ganzen organisatorischen
Sachen mit den Duisburgern telefoniert. Wir haben einigen von ihnen
Tickets für die Bundesliga-Partie der Profis gegen Borussia Dortmund
besorgt. Da wird es sicher vor dem Stadionbesuch die Gelegenheit zum
Gedankenaustausch geben. Mit der Trainerin Martina Voss hatte ich
keinen Kontakt, weil sie ihren Fokus durch die Europapokalspiele der
letzten Tage in der Ukraine sicher auch woanders hatte.

WERDER.DE: Bei dem Spiel trifft die beste Bundesliga-Torjägerin
Inka Grings auf die beste Regionalliga-Torjägerin Nahrin Uyar. Die
18-Jährige in ihrem Team erfüllt die hohen Erwartungen, die alle
Experten schon vor der Saison an sie hatten, scheinbar spielend
leicht. Hatten sie das so erwartet?

BRÜGGEMANN: Ja, ein klares ja. Man muss nur ihre Leistungen im
letzten Jahr anschauen, da hat sie die Hälfte aller Tore ihres Teams
geschossen und Jahn Delmenhorst fast im Alleingang vor dem
Regionalliga-Abstieg gerettet. Bei uns hat sie vom ersten Training an
all das bestätigt. Sie hat einen unglaublichen Torinstinkt und
Torhunger. Das sieht man in jeder Trainingseinheit. Sie will immer
treffen. Ich glaube auch, dass es schon ein paar Zuschauer gibt, die
wegen ihr kommen und die gegnerischen Trainer kennen spätestens nach
dem Spiel ihren Namen. Sie trifft eigentlich in jeder Partie. Und das
Beste ist, dass sie immer noch erst ein Rohdiamant ist. Wir wollen
ihr diese Unbekümmertheit, ihre Stärke nicht nehmen, aber sie wird
lernen, dass ihre individuelle Klasse allein nicht immer ausreichen
wird, um zum Abschluss zu kommen. Dafür ist das Spiel am Sonntag
vielleicht schon eine ganz wichtige Erfahrung. Denn gegen
Nationalspielerin Annike Krahn & Co. wird sie nicht mit zwei Haken
vorbeikommen und abziehen können.

WERDER.DE: In die Regionalliga sind sie mit dem Team gut
angekommen, stehen auf Platz zwei. Kann ein Rückschlag am Sonntag
diesen Rhythmus stören und sich auf die Regionalliga auswirken?

BRÜGGEMANN:Diese Gedanken sind schon da. Ich glaube nicht, dass
uns die Partie, egal bei welchem Ausgang, im Kopf zurückwirft. Dafür
kann die Mannschaft ihre Chancen realistisch genug einschätzen. Aber
die Partie wird uns kräftemäßig etwas abverlangen, das unsere
Mannschaft noch nie erlebt hat. Nach den 90 Minuten werden einigen
schon die Oberschenkel schlottern. Wir treten da gegen ein Team an,
dass fünf Mal in der Woche zusammen trainiert, zusätzliches
individuelles Kraft- und Stabilisationstraining macht, in der viele
Spielerinnen zusätzlich vom DFB gefördert werden. Außerdem hat
Duisburg selbst ein sehr gutes Konzept, in dem die Trainerin mit den
Studentinnen auch morgens noch mal trainiert. Das wir einfach ein
Spiel, in dem fast Profisport auf Amateursport trifft.

WERDER.DE: Also haben sie schon Sorgen um die nachfolgenden Spiele
in der Regionalliga.

BRÜGGEMANN:Es kann passieren, dass unsere Spielerinnen die Partie
noch ein paar Wochen in den Knochen mit herumschleppen, wenn sie über
ihre Grenzen gehen. Und wir müssen schon beachten, dass wir nur eine
Woche später eine englische Woche haben, die mit einer absoluten
Top-Begegnung gegen Zweitliga-Absteiger SuS Timmel beginnt. Das wird
schon eine sehr große Herausforderung. Da dürfen uns nicht so viele
Leistungsträgerinnen nach dem Duisburg-Spiel wegbrechen. Das müssen
wir berücksichtigen.

WERDER.DE: Typisch für den Frauenfußball, sind Sie am Sonntag
wieder in mehreren Funktionen unterwegs: Trainerin, Sportchefin,
Managerin, Verantwortliche für den Spielbetrieb? Wie läuft der Tag
ab?

BRÜGGEMANN:Allein kann ich so ein Spiel natürlich nicht
organisieren, ich habe mir eine Gruppe von Werder-Mitarbeitern
zusammengesucht, die ihr Know-How einbringen und mich am Sonntag
"ehrenamtlich" unterstützen. Soweit sind wir in den Strukturen noch
nicht, dass wir bei einer solchen Veranstaltung, zu der immerhin bis
zu 1.000 Zuschauer kommen könnten, auf eine eingespielte Mannschaft
zurückgreifen können. Ab 9 Uhr besprechen wir uns kurz und jeder
übernimmt seine Aufgaben. Ab 9.30 Uhr bin ich dann Trainerin, die
sich voll auf die Mannschaft und das Spiel konzentriert und eine
Viertelstunde nach der Partie bin ich dann schon wieder
Organisatorin, die schauen muss, ob alle DFB-Richtlinien eingehalten
werden, die Quittungen einsammelt und dafür verantwortlich ist, dass
der Gegner wieder gut nach Hause kommt. Erschwert wird die
Organisation des Pokalspiels dadurch, dass an diesem Wochenende jede
Menge los sein wird. Am Sonntag findet ja auch noch das
Drittliga-Spiel der U 23-Männer gegen Union Berlin statt. Das ist
einiges für uns zu beachten. Neben Training, Taktik und Aufstellung,
ging es in den letzten Tagen auch um Fragen rund um Stadionsprecher,
Toiletten und Absperrband.

WERDER.DE: Auch für die Duisburger war es eine anstrengende Woche,
sie kommen fast direkt aus der Ukraine, wo sie zwei Europapokalspiele
absolvierten. Diese Belastung, vielleicht ein bisschen
Unkonzentriertheit beim großen Favoriten und die eigenen Pokalgesetze
könnten doch die Außenseiterchancen erhöhen?

BRÜGGEMANN: Erstens werden sie uns nicht unterschätzen, denn sie
haben mit Martina Voss eine sehr ehrgeizige und sehr professionelle
Trainerin mit Weitblick, die Erfolg haben will. Zweitens werden
Personalprobleme ihnen nichts ausmachen, denn sie haben so einen
Kader, dass sie immer mit einem deutlich besser besetzten Team
auflaufen können. Richard Golz hat mal gesagt, "wir haben nie an
unsere Chancenlosigkeit gezweifelt". So kann ich es als Trainerin
nicht ausdrücken, denn man will natürlich jedes Spiel gewinnen. Aber
das ist diesmal bei uns eher so, wie ein Lottospieler gewinnen möchte
und sich natürlich immer mal wieder ausmalt, wie es wäre, wenn er
alles abräumen würde. Natürlich denkt die eine oder andere Spielerin
mal, wie es wäre, wenn wir den Vize-Meister schlagen oder sie ein Tor
schießen würde. Diese Träume werde ich meinen Spielern nicht nehmen.

Das Gespräch führte Michael Rudolph

Originaltext: Werder Bremen GmbH & Co KG aA
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/52353
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Werder Bremen GmbH & Co KG aA
Franz-Böhmert-Str. 1 c
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Fax: 0421/43459153


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