(Registrieren)

WAZ: Zum Bildungsgipfel - Kein Blick für das Ganze - Leitartikel von Christopher Onkelbach

Geschrieben am 21-10-2008

Essen (ots) - Was soll Bildung? Zuerst: Spaß machen. Dann: Die
Welt entdecken lassen, neue Fragen aufwerfen, Zusammenhänge erklären,
faszinieren, uns ertüchtigen zu mündigen Staatsbürgern und bereit
machen für die Welt der Arbeit. Sie soll zwanglos sein und zweckfrei,
ergebnisoffen, menschlich, mußevoll und auf der Höhe der
Wissenschaft, sie soll allen zustehen - und das möglichst billig.
Geht das?

Schön wär's. Denn dann benötigten wir keinen Bildungsgipfel. Es
ächzt im deutschen Bildungssystem. Es ist vom Kindergarten bis zur
Universität überreguliert, unsozial, unterfinanziert und uneffektiv.
Und man muss den Eindruck gewinnen, dass der Gipfel daran wenig
ändern wird. Zu hoch und zu verschieden sind die Erwartungen.

Die Hochschulen verlangen mehr Studienplätze und mehr
Professoren. Die SPD will die Studien- und Kindergartengebühren
abschaffen. Die CDU will das nicht, dafür mehr Stipendien, mehr Elite
und mehr Geld vom Bund - aber ohne Einmischungen. Die Industrie
verlangt 25 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich für die Bildung und
flott mehr Fachkräfte. Die Arbeitgeber wollen Ökonomiestunden an
Schulen, die Studenten mehr Lehrkräfte und ein höheres Bafög. Und
alle zusammen fordern mehr Geld. Man reibt sich verwundert die Augen,
was so alles als Bildung gilt und zu ihrem vermeintlichen Wohle
gefordert wird. Es ist ein Sammelsurium von Einzelinteressen - ohne
Blick für das Ganze.

Worum aber sollte es gehen? Die Politik muss jenseits aller
Struktur- und Ideologiedebatten vor allem an der konsequenten Öffnung
des Bildungssystems arbeiten. Hier hat Deutschland erheblichen
Nachholbedarf, denn wir sortieren die Jugend wie kaum ein anderes
Land aus nach Herkunft statt nach Talent. Was für eine traurige und
dumme Verschwendung von Zeit, Hoffnungen und Geld! Jeder muss nach
seinen Fähigkeiten gefördert werden, ob im Kindergarten, in Schule
oder Hochschule. Wir brauchen ein offenes, soziales, hochwertiges und
ausfinanziertes Bildungssystem. Viele der obigen Forderungen würden
sich erfüllen, viele Probleme, wie etwa der Fachkräftemangel, sich
erledigen.

Das kostet Geld. Geld, das wir haben, aber nicht hergeben wollen.
Folgt daher den vielen Sonntagsreden zur Bildung der
Super-Sonntagsreden-Gipfel? Bei dem ein paar Milliarden verteilt
werden und etwas zur Integration oder zum Hochschulausbau versprochen
wird? Das wäre nicht genug. Nicht nur die Kinder, die wir morgens in
den Kindergarten bringen, erwarten mehr.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

165600

weitere Artikel:
  • TV.Berlin löst nach 12 Jahren das rbb Fernsehen ab und überträgt das diesjährige Berliner Militärmusikfest Berlin (ots) - Dank TV.Berlin können die Militärmusikliebhaber auch in diesem Jahr die größte internationale Militärmusikshow Europas im Fernsehen erleben TV.Berlin setzt die Tradition der Übertragung des Berliner Militärmusikfestes im deutschen Fernsehen stolz fort, nachdem das rbb Fernsehen unter anderem wegen fehlender finanzieller Mittel die langjährige Kooperation mit dem Bundeswehr-Selbsthilfewerk und Agentur des Deutschen BundeswehrVerbandes GmbH beendet hat. Wenn das eingetreten wäre, hätte man Millionen von Militärmusikliebhabern mehr...

  • Welterfolg "CARMINA BURANA MONUMENTAL OPERA" kehrt zurück nach Deutschland / Klassik-Inszenierung gastiert im Januar in Hamburg, Berlin und Nürnberg Berg am Starnberger See (ots) - Die seit 13 Jahren erfolgreiche ART CONCERTS-Produktion "CARMINA BURANA MONUMENTAL OPERA" kommt im Januar 2009 nach fünf Jahren internationaler Tourneen wieder zurück nach Deutschland. Die opulente Inszenierung der berühmten Komposition "Carmina Burana" von Carl Orff wird erstmals in Zusammenarbeit mit renommierten deutschen Chören und Orchestern aufgeführt. An drei Terminen in Hamburg, Berlin und Nürnberg können die Zuschauer die monumentale Bühnenshow live erleben. Die "CARMINA BURANA MONUMENTAL OPERA" mehr...

  • Neuer zeitgeschichtlicher Roman: Kubatraum '57 - mit Che Guevara und Raul Castro in der Sierra Maestra Zell/Mosel (ots) - In seinem neuen Roman schildert Hans Tönjes Redenius, basierend auf eigenem Erleben, wie ein junger deutscher Seemann sich 1957 auf Kuba der Befreiungsbewegung Fidel Castros gegen die Diktatur Batistas anschließt. Wovon in den 1960er Jahren viele Intellektuelle in Europa geträumt haben, nämlich nach Kuba zu gehen und dort beim Aufbau einer neuen, humaneren Gesellschaft mitzuarbeiten, das hat der Protagonist des Romans schon einige Jahre vorher erlebt. Johannes, die Hauptfigur und "alter ego" des Autors Hans Tönjes mehr...

  • WDR-Journalist Jürgen Döschner erhält renommierten Journalistenpreis der IG Metall Köln (ots) - Der WDR-Hörfunkjournalist Jürgen Döschner ist heute Abend in Berlin mit dem 2. Preis des angesehenen Otto Brenner Preises der IG Metall ausgezeichnet worden. Döschner bekam die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung für die WDR 5-Reportage "Fire and Forget - Krieg als Geschäft" über den weltweiten legalen und illegalen Waffenhandel. "Fire and Forget" ist die Bezeichnung einer speziellen Lenkwaffe, die ihr Ziel nach dem Abschuss selbstständig sucht. "Das Feature zeichnet die Verbindungslinie zwischen den beiden Welten der Kriegswirtschaft mehr...

  • Westfalenpost: Bildung als Spielball Kritik am Gipfel ist berechtigt Hagen (ots) - Von Monika Willer Mit der Bildung verhält es sich wie mit dem Fußball: Die ganze Nation ist ein einig Volk von Schiedsrichtern, will meinen: Jeder hat etwas zum Thema zu sagen und weiß es im Zweifelsfalle besser. Daher kann man den Bildungsgipfel der Politik-Prominenz gestern in Dresden auch nur als eine Art Aufforderung beurteilen, nun endlich Tore zu schießen, wenn man positiv gesinnt ist. Kritik wäre aber angebrachter. Denn das Thema ist komplex: Vorschulische Sprachförderung, Ganztagsgrundschule, mehr Studenten trotz mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht