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Kölnische Rundschau: zur OECD-Einkommensstudie

Geschrieben am 22-10-2008

Köln (ots) - Falsches Bild

von CLAUDIA LEPPING

Der wichtigste Satz steht
nicht vorn. Aber eine spektakulär
anmutende und als solche
beworbene Studie will sich
ja auch nicht gleich im Vorwort
entwerten. Die entscheidende
Aussage des OECD-Berichts
zur Einkommens- und Armutsentwicklung
in Deutschland also vorweg: Der Trend
zur ungleicheren Einkommensverteilung
ist zu einem vorläufigen
Ende gekommen.
Darüber dürfen Politik, Arbeitnehmer,
Gewerkschaften, Arbeitgeber, Soziologen,
Kirchen und Wirtschaftsforscher
durchaus erleichtert sein. Dennoch
entlastet es die Gestalter des
deutschen Arbeitsmarkts nicht
von der Verantwortung, dafür
zu sorgen, dass sich die positive
Entwicklung fortsetzen kann.
Ungleichheit und soziale
Schieflage entstehen in erster
Linie durch Massenarbeitslosigkeit
und schlecht bezahlte
gute Arbeit. Einerseits kann allein
schon Fachkräftemangel
dazu führen, dass das Tarifgefüge
zumindest nicht in Frage
gestellt wird und Arbeitnehmer
durchaus bekommen, was sie
verdienen. Andererseits sind
die Folgen der Finanzmarktkrise
auf das Einkommensniveau
noch längst nicht zu beziffern.
Aber die jüngsten Diskussionen
- über die Ursachen prekärer
Lebensverhältnisse zum Beispiel
- zeigt: Alle beteiligten
gesellschaftlichen Gruppen
nehmen ihre Handlungsspielräume
ernst und bekämpfen
Armut. Das dauert, ja. Aber
niemand kann unterstellen, die
Deutschen hätten sich mit Armutsphänomenen
arrangiert.
Auch die OECD-Studie hätte
die Fortschritte stärker würdigen müssen.
Statt dessen entsteht ein Bild, das
die Wahrheit nicht abbildet und
jene Menschen verunsichert, die sich
durch die Weltmarktkrise ohnehin
dem Abstieg geweiht fühlen.
Und sollte die internationale
Empirie doch einmal ihre
Arbeitsmethoden hinterfragen,
so müsste sie sich unbedingt
auf annähernd gleichlautende
Kriterien verständigen. Niemandem
ist geholfen, wenn Armut
unterschiedlich definiert -
und dadurch zu Teilen in Frage
gestellt wird. Wer soziale Standards
vergleicht, muss klar
festlegen, ab wann jemand Hilfe
verdient.

Originaltext: Kölnische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2

Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de


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