Berliner Morgenpost: Unternehmertum braucht Anerkennung - Kommentar
Geschrieben am 24-10-2008 |
Berlin (ots) - Das Geld verschwindet in atemberaubendem Tempo. An der Börse verbrennt es, die Politik gibt es aus: Bankenrettung, Bildungsgipfel, Steuererleichterungen, Afghanistan - Zusatzausgaben überall, die den Haushalt ruinieren. Absehbar weniger Steuerzahler werden zudem höhere Sozialausgaben verursachen, bei sinkenden Einnahmen. Zugleich üben sich Eliten in fundamentaler Ablehnung alles Ökonomischen. Beim Hintergrundplausch mit Unions-Fraktionschef Volker Kauder und Fraktionsgeschäftsführer Norbert Röttgen meinten Teilnehmer, eine grundsätzliche Skepsis der Marktwirtschaft gegenüber zu vernehmen. Die Politik hat offenbar nicht die Kraft, sich gegen die ausbreitende Systemkritik zu stellen. Gerade in diesen Wochen aber brauchen verantwortliche Unternehmer Zuspruch und keine Tritte. Deutschlands kleine und mittlere Firmen haben die Krise nicht verursacht, leiden aber an den Folgen - ohne jeden Regierungsschutzschirm. Es gibt nur einen Weg aus der Krise, deren Ausmaß noch niemand kennt: wirtschaftliche Dynamik, frische Ideen, mutige Gründer, beherzt wachsende Firmen, kämpfende Unternehmer. Weder Staat noch Parteien besorgen das Geld, das derzeit nach Herzenslust ausgegeben wird, sondern am Ende immer Geschäftsleute, ob Döner-Stand in Schöneberg, Galerist in Mitte, Software-Frickler in Friedrichshain oder Weltkonzern. Sie schaffen Arbeitsplätze, Wohlstand und jene Steuermilliarden, mit denen Polizei, Lehrer und auch Volksvertreter bezahlt werden. Geld verdienen ist nicht böse, sondern Basis für Wohlstand und Fortschritt. Die vergangenen Wochen haben zudem ein eklatantes Bildungsproblem illustriert. Kaum eine Partei verfügt über volkswirtschaftliche Kompetenz. Wirtschaftsprofessoren bewegen sich im parteipolitischen Spektrum und betreiben eher Wahlkampf als Aufklärung. Die Ökonomie als Kunst und Wissenschaft gilt wenig hierzulande. Ein internationaler Vergleich von Schulbuchinhalten ergab, dass der deutsche Unternehmer als Ausbeuter und Menschenschinder dargestellt wird. Abiturienten haben massig Wissen gespeichert, aber verstehen weder Kontoauszug noch Bafög-Bescheid, geschweige denn die Funktionsweise von Märkten. Wirtschaftswissenschaftlich ist Deutschland ein Entwicklungsland. Es waren die Tüftler und Gründer, ob sie Siemens hießen, Halske, Bosch oder Daimler, die den Aufstieg Deutschlands zur Industrienation im vorvergangenen Jahrhundert begannen. Sie profitierten von einer technikfreundlichen Aufbruchstimmung, viele von ihnen fühlten sich zu sozialem Handeln verpflichtet. Der Erfolg von Unternehmen wurde auch als Erfolg hart arbeitender Menschen empfunden. Diese Krise kann zur Chance werden, wenn eine Ökonomie mit Augenmaß zum Maß aller Entscheidungen wird. Innovationsbedarf gibt es genug, vor allem im deutschen Kerngeschäft, der Automobilindustrie. Wer etwas unternimmt, braucht keine abschätzigen Blicke, sondern Anerkennung.
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