Lausitzer Rundschau: Gesundheitsschäden ehemaliger politischer DDR-Häftlinge Verständliche Verbitterung
Geschrieben am 27-10-2008 |
Cottbus (ots) - Psychische Folgen politischer Haft in der DDR sind ein bisher kaum beachtetes Thema. Nur wenige Fachleute befassen sich damit. In der Öffentlichkeit spielt es kaum eine Rolle. Und wer unter diesen Folgen heute noch so leidet, dass seine Gesundheit spürbar geschädigt ist, der muss um eine Rente dafür hart kämpfen. Denn das Gesetz legt die Beweislast für den Zusammenhang mit der Haftzeit in die Hände der Betroffenen. Deren Inhaftierung liegt inzwischen jedoch 30, 40 oder 50 Jahre zurück. Wer nicht aus dem Gefängnis in den Westen freigekauft wurde, hatte meist auch nach der Haft schwere seelische Last zu schultern: berufliche Benachteiligung, Angst vor Überwachung und erneuter Verhaftung, keine Möglichkeit, über das erlittene Unrecht offen zu reden. Soziale Probleme wie gescheiterte Ehen und Vereinsamung waren nicht selten die Folge. Und nun sollen Gutachter analysieren, wie viel seelische Verwüstung auf die Haftzeit zurückzuführen ist, wenn es um eine Rente für diese Erkrankung geht. Schwierig für die Gutachter, aber auch für die Betroffenen, deren alte Wunden dabei wieder aufreißen. Dass sie beim Ringen um jedes Prozent anerkannter Schädigung verbittert sind, ist vollkommen verständlich. Dabei sind es meist alte Menschen, um die es hier geht, und nicht so viele. Wenn der Gesetzgeber ihnen schon die Beweislast aufgebürdet hat, dann sollte die Umsetzung wenigstens großzügig gehandhabt werden. Das heißt: Im Zweifelsfall immer für die Betroffenen.
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