RNZ: Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Wulff/Pogrom
Geschrieben am 07-11-2008 |
Heidelberg (ots) - Erst Sinn, jetzt Wulff - warum können wir mit unserem historischen Erbe nicht mit Anstand umgehen? Jeder Versuch, den Völkermordes an den Juden durch unsinnige Gleichsetzungen mit angeblichen Opfergruppen von heute zu relativieren, verbietet sich. Die deutschen und europäischen Juden, die im Herrschaftsbereich der Nazis erst diskriminiert, dann verfolgt und schließlich systematisch umgebracht wurden, hätten sich glücklich geschätzt, sie wären in der Situation unserer heutigen Manager gewesen. Der bei den November-Pogromen vor 70 Jahren entfesselte antijüdische Mob war mit das Beschämendste, dessen wir uns erinnern müssen. Der Begriff "Pogrom" ist seit 1938 nicht mehr wertfrei. Wenn ein Politiker wie Christian Wulff das nicht begreift, wenn er das falsche Wort zum falschen Zeitpunkt im falschen Zusammenhang gebraucht und sich erst mühsam zu einer Entschuldigung durchringen kann, dann muss gefragt werden, ob er seiner Rolle gerecht wird. Der Zentralrat der Juden hat die Aufgabe, dies zu tun. Denn Geschichtsklitterung beginnt mit Wörtern.
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