LVZ: Mitten in der Rezession
Geschrieben am 13-11-2008 |
Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder Finanzminister Steinbrück sollte endlich mit seiner verbalen Eierei aufhören. Deutschland steuert nicht auf eine Rezession zu, sondern steckt mittendrin. Das kann niemanden überraschen: Angesichts des konjunkturellen Abschwungs wäre sie sowieso gekommen. Das internationale Kredit- und Bankendebakel hat sie aber beschleunigt - und wird sie heftiger ausfallen lassen. Jetzt helfen weder Gesundbeterei noch Hoffnungsstarre à la Steinbrück, sondern nur klarsichtiges wirtschaftspolitisches Handeln. Davon wird abhängen, wie lange die Rezession die Weltwirtschaft im Würgegriff halten kann. Europa, der Kontinent der vielen, nicht harmonisierenden Antworten, muss aufpassen, dass sich die USA, von denen die Finanzkrise ausging, am Ende nicht schneller wieder erholen. Auch die Ergebnisse des Weltkrisengipfels in Washington werden bescheiden sein. Trotz aller Appelle für internationale Lösungen bleibt vorerst nationales Handeln entscheidend. Fortschritt ist eine Schnecke. Nicht kleckern, sondern klotzen müsse die Bundesregierung mit ihrem Konjunkturprogramm, wird ihr gebetsmühlenartig aus allen Richtungen empfohlen. Das ist richtig und falsch zugleich. Denn die Wirtschaft nur durch das Aufblähen von Staatsausgaben anzuheizen, verursacht bestenfalls ein Strohfeuer - und am Ende ungesunde, anfällige Marktstrukturen. Nicht jede Krisen-Industrie kann durch Staatsknete aufgepäppelt werden. Das würde zu berechtigtem Frust bei Steuerzahlern und Mittelstand führen: Wer hilft dem Malermeister mit sechs Angestellten, wenn er vor der Pleite steht? Oder dem arbeitslos werdenden Häuslebauer, der seinen Kredit nicht mehr abstottern kann? Noch sind die Rahmenbedingungen halbwegs stabil: Die Arbeitslosigkeit liegt unter drei Millionen, die Betriebe sind gut ausgelastet. Die Inflationsgefahr sinkt, weil die Energiepreise fallen. Das macht es der Europäischen Zentralbank möglich, die Zinsen weiter zu senken. Das allein wird verlorenes Vertrauen in die Finanzmärkte nicht zurückbringen. Noch immer fahren die Aktienkurse Achterbahn. Exportunternehmen werden im kommenden Jahr besonders hart getroffen. Die Bürger üben sich im Krisensparen und verzichten auf Lustkäufe. Die Ankurbelung der seit langem lahmenden Binnen-Konjunktur aber wird entscheidend dafür sein, wie sehr die deutsche Wirtschaft im Krisenjahr 2009 gerupft wird, wie viele Arbeitsplätze tatsächlich verloren gehen. Der Staat muss jetzt seinen Bürgern vertrauen und ihnen durch Steuererleichterungen, etwa durch eine Senkung der Einkommensteuer, Geld zum Ausgeben, Schuldentilgen und Investieren zurückgeben. Leider wird das mit der großen Koalition nicht zu machen sein.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
170514
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Gesetze gelten auch für Forscher Düsseldorf (ots) - von Stefanie Winkelnkemper Wo kämen wir hin, wenn jeder mit dem Leben eines anderen spielen könnte, wie er wollte? Damit genau das nicht passiert, hat der Bundestag ein Gesetz beschlossen, das die Forschung mit embryonalen Stammzellen in Deutschland regelt. Wissenschaftler, die dieses Gesetz bewusst ignorieren, machen sich strafbar. Denn embryonale Stammzellen sind nicht irgendwelche Zellen. Sie sind zerstörte Zellhaufen, aus denen sich ein Mensch hätte entwickeln können. Daher ist Stammzellforschung seit jeher ein mehr...
- Rheinische Post: Kraft duckt sich weg Düsseldorf (ots) - von Gerhard Voogt Wie halten es SPD und Grüne in NRW mit den Linken? Gibt es nach der Landtagswahl 2010 ein rot-rot-grünes Bündnis? Oder ist das ausgeschlossen? CDU und FDP im Landtag nahmen das Desaster der SPD in Hessen als Steilvorlage für eine Debatte über den Umgang mit der Linkspartei. Alle demokratischen Parteien sollten eine Regierungsbeteiligung der Linken ausschließen, um den Extremismus nicht hoffähig zu machen, forderte die Koalition in einem Plenarantrag. Eine Provokation, die vor allem die SPD und ihre mehr...
- Berliner Morgenpost: Ein Tarifvertrag, der Maßstäbe setzt - Kommentar Berlin (ots) - Am Ende sind es ein paar Euro mehr geworden. Als der Senat vor der Sommerpause 50 Euro mehr Gehalt pro Monat für jeden Angestellten in Berlins öffentlichem Dienst angeboten hatte, verließen die Gewerkschaften erbost den Saal. Jetzt, vier Monate später, unterschrieben die Funktionäre die Einigung über 65 Euro. Der längste Streik in Berlins öffentlichem Dienst ist beendet. Viel Lärm um wenig also. Der Ertrag war wohl kaum die Nerven von Kita-Eltern oder Kunden von Bürgerämtern und Kfz-Zulassungsstellen wert. Aber es ging für mehr...
- Lausitzer Rundschau: Keine Einigung zu Spätabtreibungen Eine vertane Chance Cottbus (ots) - Das Thema eignet sich ganz wunderbar, um politische Klischees bestätigt zu sehen. Die konservativen Christsozialen fordern eine Beratungspflicht bei Spätabtreibungen, die moderne SPD will zwar auch Beratung, aber ohne Pflicht, die Grünen sehen die Rechte der Frauen in Gefahr, und alle profilieren sich in monatelangen Debatten. Aber was genau ist das Problem? Jedes Jahr kommt es in Deutschland einige Hundert Mal zu folgender Situation: Eine werdende Mutter sitzt in irgendeiner Klinik für Pränataldiagnostik oder Risikoschwangerschaften. mehr...
- Lausitzer Rundschau: Mehr Geld für Familien Keine Großtat Cottbus (ots) - Bei den Familien im Land werden die Sektkorken knallen, wenn das Familienleistungsgesetz, das gestern in erster Lesung beraten wurde, das Parlament endgültig passiert hat. Zehn Euro mehr Kindergeld, ein höherer Kinderfreibetrag, und künftig können Familien auch noch ihren Gärtner, ihren Chauffeur oder die Putzfrau leichter von der Steuer absetzen. Ist das moderne Familienpolitik? Das ist sie nicht. Zehn Euro, die es wegen des Existenzminimumberichts sowieso mehr geben musste, sind keine sozialpolitische Großtat. Und die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|