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Westdeutsche Zeitung: Feuchte Augen und eine Forderungs-Spirale = Von Martin Vogler

Geschrieben am 17-11-2008

Düsseldorf (ots) - Zeitlich gesehen gewann Angela Merkel den
Wettbewerb, wer am besten Opel rettet, um Stunden. Sie traf sich
schon nachmittags mit wichtigen Leuten des Konzerns.
SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier hingegen musste mit Betriebsräten
vorlieb nehmen und kam erst abends zum Zuge. Doch immerhin trieben
die beiden die Eile nicht so weit, dass sie gestern weitere
unüberlegte Versprechungen machten, die sie womöglich später bereuen
würden. Längstens bis Weihnachten bleibt jetzt Zeit zur Besinnung.
Diese Wochen sollten die Politiker nutzen.
Denn im Augenblick ist die Stimmung rund um Opel viel zu aufgeheizt.
Mit feuchten Augen erinnern viele an den früheren Opel Kadett als
Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls. Solch eine tolle Marke darf
doch nicht sterben! Und natürlich sind die 25 000 direkt bei Opel
Tätigen und noch viel mehr Arbeitnehmer, die bei den Zulieferern um
ihre Existenz zittern müssen, ein starkes Argument. Da muss der Staat
doch einfach helfen, sagen viele. Wer hingegen in dieser Atmosphäre
zur Vorsicht mahnt, läuft rasch Gefahr, als herzlos zu gelten.
Schade, denn deshalb wagen sich nur wenige Mahner aus der Deckung.
Am ehesten tun dies noch jene, die die exemplarische Wirkung einer
Opel-Unterstützung bemängeln und befürchten, dass andere Autobauer
und andere Wirtschaftszweige ähnliche Forderungen stellen würden.
Doch das wäre nur der Anfang. Logische Folgefragen: Warum sollte der
Staat nur Großunternehmen unterstützen? Warum sollte der
Autozulieferer und auch der kleine Autohändler, der seine Wagen
höchstens noch mit riesigen Rabatten verkaufen kann und dessen
Werkstatt schlecht ausgelastet ist, nicht ebenfalls Hilfen verlangen?
Gleiches gälte auch hier für andere Branchen. Eine unfassbare
Forderungs-Spirale käme in Gang, an deren Ende ein Wechsel unseres
Wirtschaftssystems hin zu viel staatlicher Lenkung stünde. Das wäre
das Ende der freien Marktwirtschaft - und nichts weniger.
Staatshilfen für Opel wären also extrem gefährlich. Zudem ist damit
langfristig einem Unternehmen und seinen Mitarbeitern nicht geholfen.
Wirksamer wäre, Autos zu entwickeln, die sich auch künftig auf dem
Weltmarkt gut verkaufen. Und das klappt nur in einem freien System.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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