Führende Verfassungsrechtler einig: Revidierter Entwurf zur Erbschaftsteuerreform verstößt wieder gegen das Grundgesetz
Geschrieben am 20-11-2008 |
Stuttgart (ots) - Der vorliegende Entwurf zur Reform der Erbschaftsteuer wird einer Prüfung durch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe nicht standhalten. Insbesondere bei der sogenannten "Verschonungsregel" sehen Prof. Dr. Paul Kirchhof (Institut für Finanz- und Steuerrecht der Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Joachim Lang (Institut für Steuerrecht der Universität Köln) eine verfassungsrechtliche Sollbruchstelle festgeschrieben. "Substanziell hat sich wenig geändert", so Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. "Die uns vorgelegten Stellungnahmen zeigen klar: Hier wird aus politischem Kalkül ein Gesetz durchgeboxt, das demnächst wieder revidiert werden muss. Für Familienunternehmen, die ihre Nachfolge regeln wollen, geht die jahrelange Rechtsunsicherheit weiter!" Die Professoren Kirchhof und Lang hatten den revidierten Gesetzentwurf, auf den sich die Koalition geeinigt hat, einer erneuten Bewertung unterzogen.
In unvertretbarem Maße sieht Paul Kirchhof die im Grundgesetz verankerte Berufsfreiheit (Art. 12 GG), Eigentümerfreiheit (Art. 14 Abs. 1 GG) und Unternehmerfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) durch die Verknüpfung der Steuerentlastung an Haltefristen von 7 oder 10 Jahren und der gleichzeitigen Festschreibung auf eine Mindestlohnsumme beeinträchtigt: "Nur die gesetzlichen Bindungen, die sich daraus ergebenden behördlichen Kontrollen sowie der normative Schatten auf Unternehmerinitiative und Unternehmermut stellen Belastungen dar, die unser Verfassungsrecht nicht hinnimmt", moniert der Heidelberger Verfassungsrechtler und illustriert seine Bedenken mit einem Beispiel, wie es in der Unternehmenspraxis möglich ist: " Die Betriebsgebundenheit des Vermögens kann dazu führen, dass der Unternehmer nach fünf Jahren von der Handarbeit auf die Arbeit mit Computer oder Roboter umstellen muss. Dann hätte er gerade in der Phase Steuern zu zahlen, in der er um des Betriebes willen einen besonderen Kapitalbedarf hat." Die Folgen sind nicht nur für den Einzelbetrieb verheerend, sondern auch volkswirtschaftlich.
Prof. Lang sieht mit dem revidierten Erbschaftsteuergesetz Kollateralschäden auf den Staat zukommen, nämlich den Fiskalverlust: "Die Minderung des Steuer- und Sozialabgabenaufkommens durch Kapitalflucht, Abwanderung, Liquidation und Insolvenz von Unternehmen sowie der Verlust von Arbeitsplätzen übersteigen das erbschaftsteuerliche Nettoaufkommen."
"Angesichts der Bedenken, wie sie Paul Kirchhof und Joachim Lang in ihrer Stellungnahme formulieren, ist es dringend erforderlich, das Gesetz so zu fassen, dass es Bestand haben wird," so Heidbreder. "Sollte das Bundesverfassungsgericht die Neufassung des Erbschaftsteuergesetzes - dann bereits zum dritten Mal - als verfassungswidrig beurteilen, so wäre dies für die deutschen Familienunternehmen und die dahinter stehenden Arbeitsplätze schlichtweg eine Katastrophe." Seit über drei Jahren arbeitet die Regierung an einer Reform der Erbschaftsteuer. Eine erneute Hängepartie ist aber nicht mehr vertretbar. Denn mehr noch als bei anderen Gesetzen benötigen Familienunternehmen, immerhin rund 95 Prozent aller deutschen Unternehmen, insbesondere bei der Erbschaftsteuer langfristige Rechtssicherheit, da sich der Generationenübergang in Familienunternehmen in der Regel über viele Jahre hinzieht.
Download des Textes unter www.familienunternehmen.de
Originaltext: Stiftung Familienunternehmen Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61687 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61687.rss2
Weitere Informationen erhalten Sie unter: Stiftung Familienunternehmen Ismaninger Straße 56 D-81675 München Telefon: +49 (0) 89/ 201 86 610 Telefax: +49 (0) 89/ 201 86 619 info@familienunternehmen.de www.familienunternehmen.de
und Richard Bachinger Öffentlichkeitsarbeit Nachf. Maria Krenek Falkensteiner Straße 77 60322 Frankfurt am Main Tel.: 069 - 955 275 16 m.krenek@bachinger-pr.de www.bachinger-pr.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
171797
weitere Artikel:
- Bioland zum Gesundheitscheck der Agrarreform: Chance auf zukunftsfähige Agrarreform vertan / Kuhhandel zulasten von Milchbauern und Umwelt Mainz (ots) - Der Bioland-Verband ist enttäuscht über den Beschluss des EU-Agrarrates zum Gesundheitscheck der EU-Agrarpolitik. "Die Chance einer wirksamen Umverteilung von Agrarmittel für mehr Umwelt-, Klima- und Artenschutz und damit mehr gesellschaftlicher Akzeptanz der EU-Agrarausgaben ist vertan. Wir sind schockiert, wie wenig Substanz von den ursprünglichen Vorschlägen der EU-Kommission geblieben ist", zieht Thomas Dosch, Präsident von Bioland, ein erstes Fazit. Deutschland habe in dem monatelangen Verhandlungspoker mit seiner Blockadepolitik mehr...
- Die verpfuschte Agrarreform / WWF: EU-Agrarminister verfehlen mit ihren Beschlüssen Klimaschutz- und Umweltziele Brüssel/ Berlin (ots) - Der WWF ist enttäuscht über die Beschlüsse der 27 EU-Agrarminister zur Umverteilung der Agrarsubventi-onen. "Die Minister haben viel zu kurz gedacht", so WWF-Agrarexperte Matthias Meißner. "Mit so einer Politik erreicht Europa seine Ziele im Klimaschutz und Wassermanagement, in der Bioenergie und beim Schutz der Artenvielfalt nie." Die Minister hatten sich in der Nacht in Brüssel darauf geeinigt, nur zehn Prozent der bisherigen Direktzahlungen für Landwirte, die kaum an Umweltauflagen gekoppelt sind, bis 2012 in mehr...
- NABU: Brüsseler Agrarbeschlüsse nicht mehr als Placeboeffekt Berlin/Brüssel (ots) - Der NABU hat die Beschlüsse der EU-Landwirtschaftsminister zum "Gesundheitscheck" der Agrarpolitik als völlig unzureichend kritisiert. "Die Minister haben zwar einen zaghaften Schritt nach vorne, aber zugleich auch zwei Schritte zurück gemacht", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Mit der weiteren Umschichtung von fünf Prozent der Agrarmittel in die ländliche Entwicklung sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung getan worden. Durch die Abschaffung der Flächenstilllegung und die Erhöhung der Milchquote mehr...
- Deutsche Umwelthilfe setzt sich vor Bundesverwaltungsgericht gegen Verbraucherschutzministerium durch Berlin (ots) - Bundesrichter stärken Recht der Verbraucher auf Umweltinformationen -Behörden müssen Gerichten Verwaltungsakten ungeschwärzt überlassen - BMELV stufte Belastung von kartonverpackten Fruchtsäften mit Druckchemikalie ITX als Betriebsgeheimnis ein - DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert verbraucherfreundlichere Auslegung des Umweltinformationsrechts - Aktuell DUH-Klage wegen Betrugsfiltern gegen Minister Tiefensee anhängig Berlin, 20. November 2008: Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) hat die Bundesregierung aufgefordert, mehr...
- Zöller/Bleser: Gesamtpaket stellt deutsche Interessen sicher Berlin (ots) - Zum Ergebnis der Verhandlungen der EU-Agrarminister zur Überprüfung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) erklären der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Zöller MdB, und der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Bleser MdB: Der Beschluss der EU-Agrarminister ist ein typischer Kompromiss zwischen den Vorstellungen der EU-Kommission und den Vorschlägen aus Deutschland in einer EU der 27 Mitgliedstaaten und mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|