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Allgemeine Zeitung Mainz: System Siemens Kommentar zu Siemens

Geschrieben am 24-11-2008

Mainz (ots) - Im tiefen Sumpf der Siemens-Schmiergeldaffäre, bei
der offenbar mehr als eine Milliarde Euro im Ausland als
Bestechungsgelder gezahlt wurden, ist der jetzt abgeurteilte Betrug
des früheren Zentralvorstands Feldmayer und des Ex-Chefs der
gewerkschaftlichen Tarnorganisation AUB fast schon ein kleiner Fall:
Hier geht es um 30 Millionen Euro, die Feldmayer veruntreut hat.
Jedoch macht dieses Verfahren sehr deutlich, wie an der Spitze des
Münchner Konzerns gedacht wurde: Was für Siemens gut ist, ist auch
erlaubt. Diese Grundhaltung war im früheren Management so fest
verankert, dass bei den Angeklagten selbst vor den Schranken der
Justiz kaum ein Unrechtsbewusstsein erkennbar ist. Mehrmals hat
Feldmayer sein Verhalten damit begründet, dass er den Eindruck hatte,
dass dies vom Vorstand so gewünscht sein. Für den Ex-Manager war das
Anlass genug, um Millionen-Beträge in eine Scheingewerkschaft zu
stecken, deren einziges Ziel eine Schwächung des IG-Metall-Einflusses
bei Siemens war. In Schelsky fand er einen willigen Vollstrecker
dieses Ziels. Der damalige AUB-Chef scheiterte schließlich an seiner
Gier: Er verlangte im Laufe der Zeit so hohe Geldbeträge, dass
Revisoren des Konzerns dem ein Ende bereiteten. Dass der Ex-Manager
relativ milde bestraft wurde, zeichnete sich schon im Verlauf des
Verfahrens ab. Höflich-distanziert begegneten sich der Vorsitzende
Richter Caspar und der Angeklagte Feldmayer, es herrschte eine
sachliche Arbeitsatmosphäre. Eine Geldstrafe von weniger als 29000
Euro erscheint mit Blick auf den jahrelangen Millionen-Betrug aber zu
gering. Mit dem Urteil folgte das Gericht allerdings dem ersten
Richterspruch im Siemens-Skandal: Ein früherer Manager der
Festnetzsparte ICN war vor vier Monaten ebenfalls mit einer
Geldstrafe davon gekommen. Gegen mehr als 300 Beschuldigte - darunter
auch Ex-Vorstände - wird noch ermittelt. Es ist zu befürchten, dass
alle im System Siemens gut gelebt haben - aber keiner hierfür die
volle Verantwortung übernehmen muss.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Juliane Venema
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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