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WAZ: Blutige Attentate in Indien - Gesellschaft zum Zerreißen gespannt - Leitartikel von Willi Germund

Geschrieben am 27-11-2008

Essen (ots) - Es hat schlimmere Terrorattentate, bei denen es mehr
Tote gab, in Indien gegeben als jetzt in Bombay. Aber diese Attacke
gehört in eine Reihe mit der Ermordung von Mahatma Gandhi durch einen
Hindu-Extremisten, der Ermordung von Premierminister Rajiv Gandhi
durch tamilische Extremisten, dem Mord an seiner Mutter Indira Gandhi
durch ihre Sikh-Leibwächter. Und es gab den Angriff auf das indische
Parlament durch islamische Extremisten Ende 2001, der Indien und
Pakistan an den Rand eines Atomkrieges brachte.

Alle diese Gewalttaten haben die politische Landschaft der
größten Demokratie der Welt umgekrempelt. Diesmal traf der Terror
nicht nur das finanzielle Herz des Subkontinents. Es traf Ausländer,
die vom ökonomischen Boom profitieren wollten. Inder der Elite fielen
den Attacken in der Stadt zu einer Zeit zum Opfer, in der sich das
Land auf einen schmutzigen Wahlkampf vorbereitet. Die
hindunationalistische Bharatiya Janata Partei will
Sicherheitsprobleme und Terrorismus zum zentralen Punkt ihrer Kritik
an der Kongressregierung machen - frei nach dem Motto: Nicht alle
Moslems sind Terroristen, aber alle Terroristen sind Moslems.

Die Geschichte Indiens beweist das Gegenteil. Dennoch werden die
Attacken von Bombay das spröde Geflecht der Gesellschaft zum
Zerreißen spannen. Das Land hat sich längst in eine nationalistisch
gesinnte hinduistische Mittelklasse und Unterklasse auf der einen
Seite und Minderheiten auf der anderen gespalten. Die Moslems - rund
130 Millionen von eine Milliarde Einwohner - fühlen sich seit
Jahrzehnten benachteiligt, die junge Generation ist seit langem dank
schlechter Chancen offen für radikalislamisches Gedankengut.

Jahrelang saß Indien der eigenen Propaganda auf, dass der Terror
von Pakistan gesteuert ins Land getragen wurde. Es war deshalb ein
Schock, als deutlich wurde, dass der Extremismus längst Wurzeln in
den eigenen Megametropolen Fuß gefasst hatte. Noch ist nicht klar,
woher die Attentäter von Bombay kamen. Die "Deccan Mujaheddin", die
die Verantwortung übernahmen, waren bisher weitgehend unbekannt.
Inzwischen scheint aber klar, dass die Terroristen sich im Schutz der
Nacht mit Schnellbooten angeschlichen haben. Es waren zu allem
entschlossene, bestens trainierte Leute. Dieser Umstand bestärkt den
Verdacht, dass sie im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan
aufgebrochen sind und tatsächlich mit ihren Nussschalen aus der Nähe
der pakistanischen Küstenstadt Karachi über das Meer nach Bombay
kamen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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