Über 100 Staaten manifestieren historisches Verbot von Streumunition - Bundestag will schnelle Ratifikation - NROs fordern unilaterale Erklärung über vollständigen Verzicht
Geschrieben am 01-12-2008 |
Berlin/Oslo (ots) - Vom 3. - 4. Dezember 2008 werden über 100 Staaten die Convention on Cluster Munitions in Oslo unterzeichnen und damit den Weg für das Verbot einer der inhumansten Waffensysteme überhaupt freimachen. Der Einsatz von Streumunition hat schätzungsweise 100.000 Opfer gefordert. Allein in Laos wurden während des Vietnamkrieges über 260.000.000 Streumunitionen eingesetzt, worunter die Zivilbevölkerung immer noch leidet. Außenminister Steinmeier wird, wie über 40 seiner Amtskollegen, den Vertrag am 3.12. in Oslo für Deutschland unterzeichnen. Vertreter von Aktionsbündnis Landmine.de werden dabei anwesend sein. Bislang haben 10 Länder zugesagt das Verbot unverzüglich zu ratifizieren, darunter Kanada, Kroatien und Südafrika. Der Vertrag tritt nach der 30. Ratifikation in Kraft. Nach zähen Verhandlungen hatten sich 107 Staaten im Mai dieses Jahres in Dublin auf ein umfassendes Verbot derjenigen Streumunitionstypen geeinigt, die bislang zum Einsatz gekommen sind.
Landmine.de begrüßt die Forderung des deutschen Bundestages, die Ratifikation des Verbotsvertrages für Streumunition schnellstmöglich umzusetzen und die Entscheidung mehr Mittel für die Zerstörung der Streumunitionsbestände der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen. Ein entsprechender Antrag wird in der laufenden Woche ins Parlament eingebracht werden.
Außerdem fordert der Bundestag mehr Mittel für die humanitäre Hilfe. "Die Forderung des Bundestages nach mehr Mitteln für die Opferbeihilfe und die Minenräumung entspricht den Erfordernissen in den betroffenen Ländern", sagt François De Keersmaeker von Handicap International Deutschland. Die Anzahl der zu zerstörenden Streumunitionen der Bundeswehr wird auf 25 - 30 Millionen geschätzt, die nun innerhalb von 4 Jahren und damit vorfristig zerstört werden sollen. "Um diesen Prozess verifizieren zu können, müssen aber vorab die Streumunitionsbestände offen gelegt werden", fordert Thomas Küchenmeister vom Aktionsbündnis Landmine.de.
Staaten wie die USA, Russland und China aber auch Finnland werden das Verbot nicht unterzeichnen. "Auch wenn der Vertrag bislang nur ein Drittel der weltweiten Bestände an Streumunition bindet, wird er dazu beitragen, diese Waffe weiter zu stigmatisieren und zu ächten", versichert Thomas Küchenmeister. Russland und Georgien haben sich vor wenigen Wochen gegenseitig des Einsatzes von Streumunition im Kaukasuskrieg bezichtigt, obwohl ein solcher Einsatz damals noch gar nicht verboten war, was bereits für eine erfolgreiche Stigmatisierung spricht.
"Die Bundesregierung muss jetzt aktiv für einen Beitritt zum Verbotsabkommen von Streumunition werben, und auch den Abzug auf deutschem Boden gelagerter, US-amerikanischer Streumunition fordern", betont André Schwartz von Solidaritätsdienst International.
Die größte Schwachstelle des Vertrages stellt Artikel 21 dar, der den Vertragsstaaten erlaubt, auch weiterhin an gemeinsamen Militäraktionen mit Nicht-Vertragsstaaten (z.B. den USA) teilnehmen zu können, in denen diese Streumunition einsetzen. Diese Ausnahme widerspricht dem im Vertrag festgeschriebenen Verbot, mit dem sich die Vertragsstaaten u.a. verpflichten unter keinen Umständen Streumunition einzusetzen oder dabei mitzuwirken, andere dazu zu ermutigen. "Deutschland sollte unilateral und verbindlich erklären, zukünftig jegliche Beteiligung an Streubombeneinsätzen abzulehnen", fordert Thomas Küchenmeister.
Die im Aktionsbündnis Landmine.de zusammengeschlossenen Organisationen unterstützen auch die Forderung des Deutschen Bundestages, bei der Entwicklung und Neubeschaffung von alternativer Streumunition (wie z. B. Punktzielmunition des Typs SMART 155) für eine erhöhte Transparenz gegenüber dem Parlament Sorge zu tragen und regelmäßig und detailliert darüber Bericht zu erstatten.
"Wir wissen viel zu wenig über die Auswirkung des Einsatzes von alternativer Streumunition und deshalb muss die Regierung Transparenz in dieser Frage herstellen", fordert Küchenmeister mit Hinweis auf die Weigerung der Bundesregierung Testergebnisse für diese Waffen zu veröffentlichen. Auch die für zuverlässig erachtete, alternative Streumunition kann Blindgänger erzeugen und verfügt offenbar über keine zuverlässige Freund-Feind-Unterscheidung. Aktionsbündnis Landmine.de liegen Beweisfotos von zahlreichen alternativen Streumunitionen vor, die 2003 im Irak zum Einsatz kamen und als Blindgänger geräumt werden mussten. Zudem ist der militärische Nutzen von alternativer Streumunition zu bezweifeln, gerade in Bezug auf asymmetrische Bedrohungen.
Aktionsbündnis Landmine.de ist Mitglied der Internationalen Kampagne zum Verbot von Streumunition (CMC) und der Internationalen Kampagne zum Verbot von Antipersonenminen (ICBL). Für den Zeitraum der Konferenz können Staatoberhäupter per Email unter www.landmine.de aufgefordert werden, den Verbotsvertrag von Streumunition zu unterzeichnen.
Aktuelle Informationen zum Thema und zur Konferenz sind den Websites www.landmine.de und www.streubombe.de zu entnehmen.
Originaltext: Aktionsbündnis Landmine.de Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54785 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54785.rss2
Pressekontakt: Thomas Küchenmeister, Leiter Aktionsbündnis Landmine.de / CMC- Deutschland +49 (0)30 32661681 / in Oslo: +49 (0)175-4964082 François De Keersmaeker, Geschäftsführer Handicap International Deutschland in Oslo +49 (0)177-5563555
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
173927
weitere Artikel:
- Bosbach: Geschäfte mit Selbsttötungen endlich beenden Berlin (ots) - Anlässlich der Hausdurchsuchungen der Staatsanwaltschaften Hamburg und Duisburg in den Räumen des Ex-Justizsenators Kusch wegen der Selbsttötung einer 97jährigen Dame aus Bergisch Gladbach erklärt der Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach MdB: Es ist gut, wenn die Staatsanwaltschaften die Durchsetzung des geltenden Rechts konsequent in Angriff nehmen. Aber Ermittlungen alleine wegen eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz werden dem eigentlichen Unrechtsgehalt der Taten nicht mehr...
- Großer Erfolg der Zivilgesellschaft in Oslo: Am 3. 12. wird Streubombenverbot unterzeichnet München (ots) - Wenn am kommenden Mittwoch, 3. Dezember, in Oslo über 100 Staaten den internationalen Vertrag über ein Verbot von Streubomben unterzeichnen werden, ist das ein großer Erfolg für eine Internationale zivilgesellschaftliche Kampagne - die "Cluster Munition Coalition". Menschenrechts- und Hilfsorganisationen, lokale Initiativen, Selbsthilfegruppen und insbesondere engagierte Opfer von Streubomben haben sich in dieser Kampagne zusammengeschlossen, um einer Waffenart ein Ende zu setzen, die in vielen Kriegs- und Nachkriegsregionen mehr...
- Oskar Lafontaine: Gegen den Strom in die Rezession Berlin (ots) - "Die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin findet keine Antwort auf die Weltwirtschaftskrise. Schlimmer noch, sie sucht sie nicht einmal. Mit ihrer Politik der kalten Hand treibt sie Deutschland immer tiefer in die Rezession", kritisiert der Vorsitzende der Partei DIE LINKE, Oskar Lafontaine, den Auftritt von Angela Merkel beim CDU-Parteitag. Lafontaine weiter: "Merkels hinhaltender Widerstand gegen ein Konjunkturprogramm, das internationalen Vergleichen standhalten kann, ist unverantwortlich. Während reihum Konzerne Entlassungen mehr...
- Treffen in Delhi: Tibet-Unterstützer verurteilen chinesische Propaganda-Offensive Neu-Delhi (ots) - Über 100 Tibet-Unterstützer aus 30 Ländern, darunter die Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID), haben gestern in Neu-Delhi ihre Unterstützung für das Bemühen des Dalai Lama um einen Dialog mit China und dem chinesischen Volk bestätigt. Gleichzeitig drückten sie ihre ernste Besorgnis über Pekings Propaganda-Offensive gegen Tibet und sein Versagen im Dialogprozess mit der tibetischen Seite aus. Die Tibet-Aktivisten trafen sich am vergangenen Wochenende, um in der derzeitigen Krisensituation Strategien für Tibets mehr...
- Müller (CDU) für Rückkehr zur alten Pendlerpauschale / Haushaltskonsolidierung und Steuersenkungen austarieren Bonn (ots) - Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hat sich noch einmal ausdrücklich für eine Rückkehr zur alten Pendlerpauschale ausgesprochen. In einem PHOENIX-Interview am Rande des CDU-Bundesparteitages in Stuttgart sagte er: "Ich glaube nach wie vor, dass es ein richtiges Signal wäre an die Leistungsträger, an die Leute, die jeden Tag aufstehen, zur Arbeit gehen und das erwirtschaften, was anschließend gerecht verteilt werden soll, wenn wir bei der Pendlerpauschale zu den ursprünglichen Regelungen zurückkehren." Auf mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|