Südwest Presse: Kommentar zur CDU
Geschrieben am 01-12-2008 |
Ulm (ots) - Eigentlich müsste es der CDU gutgehen. Die Partei stellt die Bundeskanzlern, sie ist der stabilste der Koalitionspartner in Berlin, in 11 der 16 Bundesländer entstammt der Regierungschef ihren Reihen. Gegen sie geht nichts in der Republik. Vor dem Stuttgarter Parteitag allerdings drängte sich der Eindruck auf, dass hier eine tief gespaltene Partei um Einigkeit ringt. Eigentlich will Angela Merkel die CDU ins Wahljahr führen als Hort der Stabilität und Geschlossenheit im Kontrast zur mit sich selbst beschäftigten SPD und - natürlich ohne dies offen auszusprechen - auch zur durch die internen Machtkämpfe und Führungswechsel schwer angeschlagenen Schwesterpartei CSU. Doch die Strategie wackelt. Nach außen ist die CDU gestern zum Schulterschluss zurückgekehrt: Sowohl die Parteichefin als auch - mit angemessenem Abstand - ihre vier Stellvertreter können ihre Wahlergebnisse als Vertrauensbeweis herzeigen. Anders als vor zwei Jahren, als Roland Koch, Christian Wulff und besonders Jürgen Rüttgers bei der Vize-Wahl gerupft das Feld verließen, muss sich diesmal allenfalls Forschungsministerin Annette Schavan Gedanken machen über ihren Stellenwert in der Partei. Doch die Abstimmungsergebnisse waren wohl auch Vorschuss im Hinblick auf das anstehende Superwahljahr 2009 mit der Bundestagswahl im September als Krönung. Es ist es mit der Einigkeit der Christdemokraten nicht soweit her, wie das Merkel-Ergebnis glauben macht. Wie es um die inhaltliche Geschlossenheit steht, wurde vor allem durch die Reaktionen auf den Beitrag von Friedrich Merz deutlich. Dem von der politischen Bühne fast abgetretenen früheren Fraktionschef schenkte der Parteitag Aufmerksamkeit und Beifall wie kaum einem anderen Delegierten, inklusive der Parteiprominenz. Merz' klare Botschaft, jetzt ein erstes Signal zu setzen und durch einen Stopp der "kalten" Progression den Steuerzahlern zumindest nicht noch mehr abzuknöpfen, trifft offenbar das Herz der CDU. Angela Merkel bewegt sich mit ihrer Linie auch innerparteilich auf dünnem Eis. Sie will bis Anfang Januar abwarten, ob tatsächlich weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur notwendig sind und sie will in Sachen Steuerreform das Pulver trocken halten bis zum Bundestagswahlkampf. Dies zeugt durchaus von Vernunft und Besonnenheit angesichts einer immer noch viel zu hohen öffentlichen Verschuldung und angesichts der Unsicherheit in der Bewertung der aktuellen Lage selbst unter den vermeintlichen Experten. Doch die Nervosität über die trotz staatlichem Banken-Rettungsschirm unbewältigte Finanzkrise und die drohende gesamtwirtschaftliche Rezession ist groß. Sowohl von Seiten der EU-Partner als auch im innenpolitischen Konkurrenzkampf wächst der Druck auf die Regierenden, zu handeln. Merkels innerparteiliche Konkurrenten nutzen das genüsslich - keineswegs nur aus purer Sorge um das Land und um die Partei. Es bedurfte einer beträchtlichen Kraftanstrengung der Kanzlerin, die widerstrebenden Kräfte in der CDU einstweilen zu zähmen. Doch sie geht - eigentlich untypisch für ihren Regierungsstil - diesmal ein hohes politisches und persönliches Risiko ein. Verdichten sich die schlechten Nachrichten über den Jahreswechsel, geht die Hessenwahl Mitte Januar schlechter als erwartet aus für die CDU, dann wird Merkel dafür in Haftung genommen werden. Von der politischen Konkurrenz, aber auch im eigenen Lager. Bemerkenswert auch, wie stark die großen Themen von gestern, ob Klimawandel oder Bildung, plötzlich in den Schatten geraten sind. Auch das politische Geschäft ist arg kurzlebig geworden.
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