WAZ: Sie ist keine Mörderin - Kommentar von Annika Fischer
Geschrieben am 01-12-2008 |
Essen (ots) - Eine Mutter versteckt drei tote Babys in der Kühltruhe. Da schreit das Volk auf, seine Seele kocht, sein Zorn trifft die Frau mit Wucht, und seine Stimme fordert Recht und Gesetz: Lebenslang! Und Schlimmeres.
Der Gesetzgeber aber hat für alle Fälle ein Strafmaß vorgesehen; das hier greift, ist im vergangenen Jahrzehnt sogar erhöht worden. Deshalb verhängten die Richter für die dritte Tat der Frau eine deutlich höhere Strafe als für die zweite, die noch in frühere Zeiten fiel. Und für die erste gar keine, weil die nicht mehr verhandelt wurde: Der Tod des Babys von 1986 ist verjährt. Auch das ist Recht und Gesetz.
Das quälende Warum hat der Prozess nicht klären können, aber das Wie: Monika H. hat nicht kaltblütig gemordet. Das behauptet nicht einmal der Staatsanwalt. Nach Auffassung des Gerichts hat sie nicht ertränkt und nicht erwürgt. Sie ist selbst zur Polizei gegangen und hat ehrlich ausgesagt, was sie hätte beschönigen können. Was sie getan hat, ist: Sie hat ihren Babys nicht die nötige Hilfe zukommen lassen, obwohl sie es besser wusste. Sie sind gestorben, weil ihre Mutter es nicht verhindert hat. Das ist bestraft worden. Mit Recht, nach dem Gesetz.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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