Allg. Zeitung Mainz: Blanker Unsinn (Kommentar zu Konsumgutschein)
Geschrieben am 03-12-2008 |
Mainz (ots) - Man muss dieser Tage beileibe kein Anhänger von Roland Koch sein, um ihm kraftvoll zu applaudieren. Denn seine massive Kritik an den Forderungen sowohl der Linken in der SPD als auch Teilen der Union, mit Konsumgutscheinen die Konjunktur ankurbeln zu wollen, ist völlig richtig. Was da, aus welchem politischen Beweggrund auch immer, verlangt wird, ist schlicht blanker Unsinn. Dass sich sogar der eine oder andere Wirtschaftsweise dafür ausspricht, zeigt nur, dass es mit deren Weisheit eben nicht jeden Tag so gut bestellt ist. Derzeit gibt es überhaupt keinen Grund, in hektische Aktivitäten zu verfallen. Das von der Großen Koalition geplante Maßnahmenpaket in Höhe von elf Milliarden Euro ist ja noch nicht einmal auf dem Weg, weil sich die Bundesländer wegen ihres angeblich zu hohen Anteils sperren. Hier sind wirklich vernünftige Dinge vorgeschlagen, die sowohl den Konsum über einen Kfz-Bonus wie auch Investitionen über Steuererleichterungen beleben können. Das muss flott auf den Weg und dann erst kann man sehen, ob das auch reicht. Wenn nicht, kann "blitzschnell", wie die Kanzlerin sagt und "blitzblitzschnell", wie Franz Müntefering noch draufsetzt, nachgebessert werden. So etwas ist deshalb sinnvoll, weil arbeitsplatzsichernd. Da, wenn nötig, weitere Milliarden draufzusatteln, ist der richtige Weg, anstatt mit Konsumgutscheinen, die den Staat mindestens zehn Milliarden Euro kosten würden, höchstens ein Strohfeuer zu entfachen. Wie weit entfernt von der Realität im Dezember 2008 die Befürworter solcher Gutscheine sind, zeigt überdies die brüske Ablehnung des Einzelhandels, der doch eigentlich der Nutznießer der ganzen Aktion sein soll. Er aber braucht Kunden, die mit deutlich weniger Steuern und Abgaben belastet sind. Nur wer dauerhaft mehr Netto in der Tasche hat, gönnt sich nämlich neue Möbel, ein neues Auto, geht gut Essen und traut sich auch, eine Wohnung zu kaufen oder ein Haus zu bauen. Die Kanzlerin und ihr Finanzminister lassen sich bislang trotz wachsender Hysterie auch und vor allem in den eigenen Reihen nicht beirren. Weiter so!
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