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Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Merkels Krisenmanagement

Geschrieben am 05-12-2008

Rostock (ots) - Wenn Montag Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy,
Großbritanniens Premier Gordon Brown und EU-Präsident Manuel Barroso
über die kränkelnde Konjunktur beraten, ist Angela Merkel nicht
dabei. Die Kanzlerin lässt sich zur gleichen Zeit für die
familienfreundliche Atmosphäre in ihrem Umfeld ehren.

Für die wachsende Schar der Merkel-Kritiker passen diese
parallelen Ereignisse ins Bild. Während die Größen Europas Wege aus
der Krise beraten, bleibt die deutsche Regierungschefin allein zu
Haus: mutlos, ratlos, kraftlos. Und das angesichts der größten
Herausforderung ihrer bisherigen Amtszeit. Gilt sonst der kühle Kopf
als Stärke, die Besonnenheit als Tugend, wird jetzt Aktionismus
gepredigt. Dass ausgerechnet Sarkozy und Brown von manchen als
zupackende Vorbilder hingestellt werden, entbehrt nicht der Komik.

Frankreichs Präsident galt bis vor kurzem als Paradevertreter der
sogenannten Hubschrauber-Politik: plötzlich auftauchen, viel Wirbel
machen, zum nächsten Thema hoppen. Qualitäten, die ihm den Spitznamen
"Super-Sarko" eintrugen. Und der schwermütige Gordon Brown war der
Unglücksrabe vom Dienst, weil alles schief ging, was er anfasste und
er den Rekord im Umfrage-Absturz hielt. Ob sein weihnachtlicher
Mehrwertsteuer-Nachlass ein ökonomischer Erfolg wird, ist offen.
Sicher ist, dass er sich damit bei den Briten bislang nicht
rehabilitieren konnte. Die halten es in aktuellen Umfragen klar mit
der Opposition, die von einer "Steuer-Zeitbombe" spricht. Anders als
viele Medienvertreter, für die die Krise einfach sexy ist, und anders
als viele in der Politik, die vor lauter Aufregung täglich neue
Rettungsvorschläge gebären, hat die Bundesregierung bis jetzt auf die
zweifellos düsteren Zeiten, die drohen, angemessen reagiert. Das gilt
für die Kanzlerin wie für die obersten Sozialdemokraten. Keiner von
ihnen redet die Krise klein. Aber zwei Dinge bleiben richtig: Bevor
neue Maßnahmen angeschoben werden, sollte erst einmal das auf den Weg
Gebrachte in Kraft getreten sein. Und wenn mehr getan werden muss,
was sich abzeichnet, geht es nicht ohne sorgfältige
Tauglichkeitsprüfung.

Merkel unter Druck? Eher im Einklang mit den Deutschen. Die nehmen
die Krise so wie sie: ernst, aber ohne die ihnen sonst nachgesagte
Weltuntergangsverliebtheit.

Originaltext: Ostsee-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65393
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65393.rss2

Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de


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