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Westdeutsche Zeitung: Rezession = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 07-12-2008

Düsseldorf (ots) - Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Die
ersten Nachrichten der real eintretenden Rezession haben einen
unseligen Wettbewerb entfesselt. Wie stark wird die
Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr sinken? Um ein, zwei oder gar
vier Prozentpunkte? Was kann der Staat jetzt für die Belebung der
einbrechenden Konjunktur tun? Die Steuern senken, Konsumgutscheine
ausgeben oder noch mehr Milliarden in die Verbesserung der
Infrastruktur wie Straßen, Schulen und Universitäten stecken?
Die Ratlosigkeit angesichts einer beispiellos rasanten Talfahrt der
Weltwirtschaft entlädt sich in einem bunten Jahrmarkt der Ideen. Und
jeder vermeintliche Lösungsvorschlag, der häufig nur beredter
Ausdruck eigener Ratlosigkeit ist, verunsichert die Akteure in der
Wirtschaft wie die Verbraucher umso mehr.
Nun stimmen auch diejenigen in die kakophonischen Ratschläge an die
Regierung ein, die sich ihrerseits eine Einmischung der Politik in
ihre Belange stets verbitten: die Vorstände der DaxKonzerne.
Adidas-Chef Hainer fordert eine Mehrwertsteuersenkung, um seine
Sportschuhe aus Fernost besser absetzen zu können, Bosch-Chef
Fehrenbach erwartet Beihilfen zum Autokauf, um nicht auf seinen
Aggregaten sitzen zu bleiben, und Bayer-Chef Wenning setzt auf eine
steuerliche Förderung der Forschung, die ein Pharma-Konzern auch ohne
Staatshilfe nicht zurückfahren sollte.
Die Wirtschaftskapitäne gerieren sich keinen Deut besser als
diejenigen in der Politik, die den Abschwung für ihre
parteitaktischen und persönlichen Interessen ausschlachten. Dazu muss
man auch den französischen Staatspräsidenten Sarkozy und den
britischen Premierminister Brown zählen. Sie übertünchen mit ihrem
Aktionismus nicht nur einen nationalen Protektionismus, der eher dazu
geeignet ist, die Krise der Weltwirtschaft noch zu verschärfen. Sie
wollen auch die Rolle Deutschlands in Europa schwächen. Offenbar gilt
in Krisenzeiten erst recht der Grundsatz, dass sich jeder selbst der
Nächste ist. Dem steht die Notwendigkeit entgegen, dass gerade in der
Krise mehr Verantwortungsbewusstsein gefragt ist - jenseits der
eigenen Interessen. Wenn sich die Kanzlerin dem steigenden Druck
entziehen will, muss sie dies endlich einmal vernehmbar aussprechen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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