Wiesbadener Kurier: Pendlers Weihnacht (Kommentar zur Pendlerpauschale)
Geschrieben am 09-12-2008 |
Wiesbaden (ots) - Der Weihnachtsmann kommt dieses Jahr aus Karlsruhe. Und das obwohl Geschenke nicht in die Zuständigkeit des Bundesverfassungsgerichts fallen. So hat denn auch die Nachzahlung der Finanzämter an Millionen von Berufspendlern nur zu einem Teil mit dem gestrigen Urteil der Richter zu tun, zum anderen Teil jedoch mit der reuig resignierenden Koalition, die die Wiedereinsetzung der früheren Pendlerpauschale nun als Konjunkturprogramm verkauft. Das Gericht hat mitnichten die Abschaffung der Kilometerpauschale untersagt, sondern - wieder einmal - die Ungleichbehandlung der Steuerbürger gerügt. Wenn Subventionen für Pendler, dann für alle und nicht erst ab dem 21. Kilometer! Karlsruhe gibt dem Gesetzgeber ausdrücklich großen Spielraum bei der Bewertung von Wegekosten durch das Finanzamt. Ganz oder gar nicht, beides geht bei der Pendlerpauschale. Dass der vom Urteil offenkundig nicht überraschte Finanzminister indes unverzüglich den bequemsten (und für den Staat teuersten) Weg nach dem Urteil eingeschlagen hat, ist weder hohem Gerechtigkeitssinn noch besonderer Spendabilität geschuldet, sondern schlichter politischer Opportunität: Eine großzügige Nach- und Weitergeltung des alten Spesensatzes kommt in einem Wahljahr weit besser an, als etwa eine rückwirkende Reparatur mit geringerem Kilometergeld für alle Pendler. Zudem beschwert sich derzeit keiner über neue Milliarden-Schulden im Haushalt, solange sie dem guten Zweck, sprich der Ankurbelung des Konsums dienen. Die Rechnung wird dem Bürger zweifellos irgendwann präsentiert, aber frühestens nach der Bundestagswahl.
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