Westdeutsche Zeitung: Nichtraucher an die Macht =
Von Alexander Marinos
Geschrieben am 19-06-2006 |
Düsseldorf (ots) - Es hätte ein schönes Abendessen werden können. Das feine Rinderfilet, dazu der samtige Rotwein: Alles war perfekt, bis am Nebentisch zwei Raucher dazu ansetzten, das romantische Restaurant in eine Räucherhöhle zu verwandeln. Schnell legten sich krebserregende Gifte wie Formaldehyd aufs Filet - starker Tobak fürs Wohlbefinden. Wieso ist in Deutschland noch immer selbstverständlich, was in anderen europäischen Ländern längst unter Androhung empfindlicher Geldbußen verboten ist? Lastwagen wird wegen der Feinstaub-Belastung die Fahrt durch die Düsseldorfer Corneliusstraße verboten. Aber Raucher dürfen ihre Gifte hierzulande in Kneipen, Restaurants, Diskotheken, bei Konzerten und in Fußballstadien ungehindert weiter verteilen?
140.000 Menschen sterben alljährlich in Deutschland an den Folgen ihrer Nikotinsucht. Manch einem geht erst beim Lungenkrebs-Befund ein Licht auf - dann also, wenn es zu spät ist. Trotzdem lehnen viele Raucher staatliche Verbote ab. Sie sehen ihre Freiheitsrechte gefährdet. Mag sein, dass Raucher das Recht haben, sich selbst massiv zu gefährden. Ganz sicher aber gehört es nicht zu ihren schützenswerten Freiheiten, Nichtraucher umzubringen. Ganze 3300 Menschen sterben nämlich schätzungsweise allein in Deutschland jedes Jahr an den Folgen des Passivrauchens. Nichtraucher können nach Stand der Dinge den Gefahren nur entgehen, indem sie schlicht zu Hause bleiben: So viel zum Thema Freiheit!
Bleibt noch die Gaststätten-Lobby, die im Falle eines Verbotes Umsatzeinbußen befürchtet. Sie sollte nach Irland oder Italien blicken. Die jetzt rauchfreien Pubs und Cafes dort sind voll wie eh und je. Es ist an der Zeit, dass die Nichtraucher auch in Deutschland die Lufthoheit über den Stammtischen erobern.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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