Allg. Zeitung Mainz: Chance für Neuanfang (Kommentar zur SPD)
Geschrieben am 14-12-2008 |
Mainz (ots) - Thorsten Schäfer-Gümbel hat nach dem Drama, dass die hessische SPD in den letzten Monate aufgeführt hat, bei der Landtagswahl im Januar keine echte Chance. Und was macht dieser Spitzenkandidat: Er tritt weder zaghaft noch zerknirscht vor die Delegierten, sondern locker, sympathisch und mit einer großen Portion Optimismus. Er vermittelt glaubhaft, dass er nicht als Platzhalter für die gescheiterte Andrea Ypsilanti auf dem ersten Listenplatz steht, sondern durchaus in der Lage ist, eine eigene Vision von der Zukunft Hessens zu entwickeln. Und so wird der Überraschungs-Kandidat vielleicht zum Glücksfall für die hessischen Sozialdemokraten. Denn seine Nominierung ist nicht das Ergebnis des üblichen Tauziehens zwischen den SPD-Bezirken Nordhessen und Südhessen, auch nicht zwischen den Lagern von Ypsilanti und Jürgen Walter, wie dies bei der letzten Kandidaten-Kür der Fall war. Denn in diesen Lagern hat es in der jetzigen Situation wohl niemanden an die Spitze gedrängt. Schäfer-Gümbel könnte außerdem dazu beitragen, dass das Verhältnis zur SPD-Spitze in Berlin wieder besser wird. Denn wie weit Ypsilanti und Parteichef Franz Müntefering voneinander entfernt sind, war beim Parteitag für jeden sichtbar. Münteferings Auftritt in Alsfeld war aber mehr als nur Wahlkampfhilfe für die Hessen - denn am 18. Januar wird ein Super-Wahljahr eröffnet, bei dem es im September auch um die nächste Bundesregierung geht. Ein Desaster in Hessen könnte für die SPD deshalb dramatische Folgen haben. Die hessischen Genossen wollen endlich einen Schluss-Strich unter Streit, Beschimpfungen und Misstrauen ziehen. Das ist verständlich. Doch darauf müssen sie noch etwas warten: Die hessischen Wähler werden am 18. Januar sagen, ob für sie der Neuanfang der SPD glaubhaft ist.
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