Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 19. Dezember 2008 den "TÜV-Report 2009":
Geschrieben am 18-12-2008 |
Bremen (ots) - Wertarbeit von Joerg Helge Wagner Wir haben es uns ja in den letzten Monaten angewöhnt, die Produkte unserer wichtigsten Schlüsselindustrie kräftig runterzuputzen: zu groß, zu schwer, zu durstig seien die deutschen Pkw, zu teuer sowieso. Verschnarchte Entwicklungsabteilungen kreieren klimakillende Dinosaurier, global nicht mehr konkurrenzfähig, nur noch künstlich am Leben gehalten durch massive Protektion aus dem Bundeskanzleramt. Die automobile Sonne aber geht in Japan auf. Soweit das masochistisch gepflegte Klischée. Beim Blick in die Mängel-Statistiken des TÜV Report 2009 bietet sich ein differenzierteres Bild: Die überragende Qualität der meisten Nippon-Modelle wird zwar eindrucksvoll bestätigt, aber die einzigen, die in allen Altersklassen im Spitzenfeld mithalten können, sind - die Deutschen! An der Datenbasis gibt es nichts zu rütteln: 7,7 Millionen Hauptuntersuchungen an 201 verschiedenen Modellen wurden ausgewertet - repräsentativer geht es wirklich nicht. Also lohnt sich auch der Blick auf die Details. Da fällt zunächst auf, dass Qualität offenbar keine reine Kostenfrage ist: Bei den deutschen "Mängelzwergen" kurven VW Fox und Opel Meriva fröhlich zwischen Porsche 911 und Audi A6 herum. Wertarbeit ist also auch bei Massenproduktion möglich - in Deutschland genauso wie in Japan. Aber eben nicht an jedem Produktionsort: Auf den hinteren Plätzen, bei den "Mängelriesen", tummeln sich überwiegend Kleinwagen und Vans französischer, italienischer, spanischer und koreanischer Herkunft. Klar, man kann zu dem Ergebnis kommen, dass ein Auto besonders umweltfreundlich ist, wenn es nicht viel fährt, sondern viel in der Werkstatt steht. Aber erstens stehen die Mängelriesen ja nicht zu oft, sondern zu selten in der Werkstatt. Zweitens kann man die Langlebigkeit von Automodellen auch als eine Form von Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit betrachten. Natürlich darf sich die deutsche Automobilindustrie nun nicht selbstzufrieden zurücklehnen - aber sie braucht auch nicht in Sack und Asche zu gehen.
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