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Westfalenpost: Das Geld regiert doch nicht Welt

Geschrieben am 23-12-2008

Hagen (ots) - Weihnachten ist Zeit der Besinnung
Von Bodo Zapp
Weihnachten, das ist nicht nur Feier, traditioneller Kirchgang und
Geschenkefest. Das kann und sollte in einer ruhigen Stunde auch Zeit
der Besinnung sein: Was ist uns wirklich wichtig, jenseits der
Äußerlichkeiten? Sind wir bei der Suche nach dem Sinn des Lebens
nicht etwas vom Weg abgekommen? In der Redaktion, wo ein lieber
Kollege gerade viel zu jung seinem schwerren Leiden erlegen ist,
spürten wir plötzlich: Diese existenziellen Fragen sind wichtiger als
Schlagzeilen und flüchtige Ereignisse. Sie berühren jeden.
Menschliche Bindungen, verlässliche Freunde, intakte Natur - ist es
nicht das, was zählt? Geld ist nicht alles, Geld darf die Welt nicht
regieren. Zugegeben, die Welt-Finanzkrise mit den in ihrer ganzen
Tragweite noch unabsehbaren Folgen erweckt einen anderen Eindruck.
Doch sind wir gerade dabei, bessere Erkenntnis zu gewinnen. Die
Super-Kreditblase ist geplatzt, gefährliche Blender, die einzig und
allein ihren persönlichen Profit im Auge haben, erlitten Schiffbruch
- Halt geben Unternehmen, in denen produziert und nicht spekuliert
wird, gute alte Werte der realen Welt sind wieder gefragt.

Die Familie als feste Burg

"Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon": Was in der Bibel
geschrieben steht (Matthäus 6, Vers 24) bekommt in dieser unruhigen
Zeit tiefen Sinn. Anstand, Aufrichtigkeit, Geborgenheit sind Begriffe
einer Werteordnung, die es schwer hat(te) in der Welt der großen
Geldvermehrung. Die Familie, sozusagen das Gegenstück der Börse,
erfährt zunehmend Wertschätzung. Auch und gerade bei jungen Leuten.
Sie ist die Burg, in die man sich zurückziehen kann, was auch immer
geschieht. Dass es andere familiäre Verhältnisse gibt, in denen
niemand geschützt und aufgefangen wird: Leider gehört auch das zur
Wirklichkeit.
Wir sind erschüttert, wenn wieder einmal von gequälten Kindern oder
vernachlässigten Alten die traurige Nachrichten-Rede ist. Es liegt an
uns, es nicht bei Empörung zu belassen, sondern selbst etwas dagegen
zu unternehmen. Schauen wir nicht weg, sondern genauer hin! Man
stelle sich vor: Jeder behält in seinem kleinen Umfeld die Menschen
im Auge und kümmert sich, wenn eine vielleicht bedrohliche
Entwicklung zu beobachten ist. Das wäre praktische, ganz nahe Hilfe.
Und zutiefst christlich. Denken wir daran, nicht nur in der
Christmette, nicht nur zur festlichen Zeit. Das ist ein
Weihnachtswunsch, den wir uns selbst erfüllen können.

Jonglierenmit Billionen

Noch einen vorrangigen Wunsch gibt es, der nicht auf der
Einkaufs-Geschenkeliste steht: Alle, die jetzt mit den ganz großen
Zahlen jonglieren, bei denen es auf eine Billion Euro mehr oder
weniger kaum noch anzukommen scheint, sollten die Wirkung ihrer Worte
auf die Menschen "da unten" bedenken. Unsicherheit schafft Ängste.
Und alle, die von leider nicht vermeidbaren Spar-Einschnitten reden,
sollten nicht vergessen, dass letztlich über Lebensentwürfe und
Schicksale entschieden wird. Über Familien, in denen Vater oder
Mutter nicht wissen, ob sie beim nächsten Weihnachtsfest noch ihren
früher so sicher erscheinenden Arbeitsplatz haben.
Du sollst den Menschen dienen, aber nicht dem Mammon: Hoffen wir
trotz mancher bitterer Widerlegung auf die Kraft der guten Worte. Und
hoffen wir darauf, dass bei der Zusage von Milliarden-Bescherungen
nicht leichtfertig die Zukunft aufs Spiel gesetzt wird. Wir kaufen
für uns persönlich ja auch keine teuren Geschenke und sagen an der
Kasse, dass unsere Enkel das irgendwann bezahlen werden.

Mit Bodenhaftung und Augenmaß

Rückkehr zur Wirtschaft mit Bodenhaftung und Augenmaß, Stärkung
von Tugenden wie Verlässlichkeit, Redlichkeit und Menschlichkeit: Das
ist ein Wunschzettel, der wohl noch lange aktuell bleibt.
Wir wünschen Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest! Und unseren
Bürgern in Uniform ruhige Feiertage überall in der Krisen-Welt.

Originaltext: Westfalenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58966
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Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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