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Saarbrücker Zeitung: Klimaforscher Schellnhuber warnt vor dramatischer Beschleunigung des Klimawandels - Globale Kippelemente aktiviert - "Destabilisierung viel weiter fortgeschritten, als die meisten

Geschrieben am 29-12-2008

Berlin / Saarbrücken (ots) - Der Leiter des Potsdam-Instituts für
Klimafolgenforschung und Klimaschutzbeauftragte der Bundesregierung,
Hans Joachim Schellnhuber, hat vor einer dramatischen Beschleunigung
des Klimawandels gewarnt. "In fast allen Bereichen verlaufen die
Entwicklungen schneller als bisher angenommen", sagte Schellnhuber
der "Saarbrücker Zeitung" (Montagausgabe). "Wir sind auf dem Weg zur
Destabilisierung des Weltklimas viel weiter fortgeschritten, als die
meisten Menschen und ihre Regierungen denken". So deute vieles darauf
hin, dass derzeit einige globale Klima-"Kipppunkte" aktiviert würden.
Das arktische Meereis etwa schmelze schneller als erwartet, zudem
gebe es Anzeichen, dass das gesamte Klimamuster am Nordpol "bereits
in einen neuen Zustand umgeschlagen ist". Für die Arktis sei bei der
jetzigen Erderwärmung von 0,8 Grad die Grenzlinie offenbar
überschritten. Beim Grönlandeis, "der Achilles-Ferse des Planeten
schlechthin" liege die Grenze bei etwa zwei Grad-Erderwärmung. Es
schmelze ebenfalls schneller als gedacht. Real seien nach neueren
Untersuchungen aber schon 2,4 Grad Erderwärmung im Klimasystem
einprogrammiert, die nur durch die Luftverschmutzung in Teilen der
Welt noch verdeckt würden. Wenn das Grönlandeis komplett kollabierten
sollte, würde der Meeresspiegel laut Schellnhuber um sieben Meter
ansteigen. "Dann gäbe es die heutigen Küsten nicht mehr, auch nicht
in Deutschland". Es gebe rund ein Dutzend Kipp-Element im globalen
Klimassystem, darunter auch der Amazonas-Regenwald und die
Himalaja-Gletscher. Nur wenn die Erderwärmung bei zwei Grad gehalten
werde, könne man die meisten dieser Kipp-Vorgänge vermeiden,
"möglicherweise aber nicht alle". Dazu müsse der globale CO2-Ausstoß
bis 2050 halbiert werden, was für die Industrieländer ein Minus von
80 bis 90 Prozent bedeute. Bis 2020 müsse dieser Prozess eingeleitet
sein. "Wenn nur eine Seite versagt, Industrieländer oder
Schwellenländer, dann ist ein desaströser Klimawandel unvermeidbar",
sagte Schellnhuber der "Saarbrücker Zeitung".

Originaltext: Saarbrücker Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/57706
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_57706.rss2

Pressekontakt:
Saarbrücker Zeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/226 20 230


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