(Registrieren)

WAZ: Die Politik und der Kinderlärm - Symbolpolitik ist besser als nichts - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Geschrieben am 09-01-2009

Essen (ots) - Zunächst einmal: Klagen über Kinderlärm gab es schon
immer. Doch während früher Streitigkeiten um lärmende Kinder
untereinander ausgetragen wurden (was oft genug mit Verboten endete),
werden sie heute oft verbissen geführt, bis sie vor Gericht landen
und obendrein mehrere Instanzen beschäftigen.

Zum Glück ist den meisten Richtern das Recht auf freie Entfaltung
der Kinder besonders wichtig. Sie haben erkannt, dass Kinder heute
durch die dichte Bebauung und den Straßenverkehr deutlich weniger
Platz zum Spielen haben. So ist es kaum möglich, ein Kind und seine
Freunde aus dem Gemeinschaftsgarten zu vertreiben. Und doch gibt es
richterliche Erlasse, die zu schallgedämmten Rutschen führen, zu
abgebauten Half-Pipes, umgepflügten Bolzplätzen und geschlossenen
Kindergärten.

An diesem Punkt kommt natürlich die Frage auf, wieso eigentlich
so viele Amtsgerichte, Rechtsanwälte oder Mietervereine mit
Kinderlärm beschäftigt sind - obwohl die Zahl der Kinder und die Zahl
der Großfamilien seit Jahrzehnten stetig, sogar dramatisch
zurückgeht. Hinzu kommt ein dicht gefüllter Terminplan der
Heranwachsenden und deren Nachmittagsbetreuung in Kindergärten und
Schulen. Herumziehende Kinderbanden kennen viele Mädchen und Jungen
nur noch, wenn sie Romanleser sind.

Es ist vielleicht lauter geworden in Deutschland; an spielenden
Kindern kann dies nicht liegen.

Im Gegenteil: Kinderlärm ist in manchen, vor allem
innerstädtischen Wohngebieten rar geworden. Womöglich wird er deshalb
als besonderes Geräusch wahrgenommen und somit als ein störendes.
Statt die wenigen verbliebenen Lärmkulissen durch geschlossene
Spielplätze und Kindergärten völlig zu verbannen, müssen die Städte
ihre Anstrengungen nun verstärken, die Familien zurück in die Städte
zu holen. Im Übrigen ist es längst bewiesen, wie gut es der
gegenseitigen Toleranz tut, wenn die Generationen in einem Wohngebiet
gut gemischt vertreten sind.

Dieser Prozess geht nicht von heute auf morgen. Deshalb brauchen
die schwächsten, weil abhängigsten Mitglieder der Gesellschaft, die
Kinder und Jugendlichen, die Unterstützung von Erwachsenen. Da ist
eine reine Symbolpolitik, wie sie sich jüngst die CSU mit ihrem
Einschreiten gegen Lärmklagen auf die Fahnen geschrieben hat, besser
als nichts. Das gilt auch für die parteiübergreifende Forderung nach
einem Familienwahlrecht.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

180067

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Stuttgarter Nachrichten zu Präimplatationsdiagnostik Stuttgart (ots) - Die Reproduktionsmedizin ist ohne Frage ein ethisches Minenfeld. Horrorvisionen vom Menschen als Modelliermasse helfen da nicht weiter. Sie trüben nur den Blick für ein notwendiges Abwägen zwischen medizinischem Fortschritt und ethischen Hürden bei der Forschung am Menschen. Aber gibt es ein Recht auf ein gesundes Kind? Geben wir uns nicht der Illusion hin, dass im Reagenzglas perfekte Individuen zu erzeugen sind. Krankheit, Leid und Tod gehören zum Dasein. Wer das verneint, verneint das Leben. Originaltext: mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Frankreich / Musik / Oper Osnabrück (ots) - Überall nur Ungemach Nicht überall steht das Theaterpublikum neueren Stücken und neuen Lesarten so aufgeschlossen gegenüber wie in Deutschland. Das muss nun Gérard Mortier leidvoll erleben. Selbst Alban Berg, längst nicht mehr Speerspitze der Avantgarde, ist den super-konservativen Parisern zu viel. Nachdem die New Yorker, diese Banausen, Mortier den Geldhahn gedrosselt haben, droht dem zornig Abgewanderten in Madrid neues Ungemach. Im Teatro Real muss er sogar gegen Mängel in der musikalischen Ausbildung kämpfen. mehr...

  • "Goldene Tigerente" für junge Filmschaffende Stuttgart (ots) - Gewinner der Jahresaktion "Augen auf - Kamera läuft!" stehen fest Über dreihundert ungewöhnliche, verblüffende und gut gemachte Filme erreichten die Redaktion des "Tigerenten Clubs" vor Einsendeschluss der Aktion "Augen auf - Kamera läuft!". Heute, am 10. Januar, werden die besten Beiträge in einer Sondersendung des Magazins "Tigerenten Club Xtra" mit der "Goldenen Tigerente" ausgezeichnet. Die hochkarätig besetzte Jury aus Medienschaffenden und Medienstars wie Otto sowie der Schirmherrin des Wettbewerbs, der mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Film / Prozesse / Urteile / Baader-Meinhof Osnabrück (ots) - Fakten und Fiktion Opferschutz oder künstlerische Freiheit, um diese Frage ging es letztlich bei der Klage Ignes Pontos gegen den RAF-Film. Die Richter haben die Einwände der Bankierswitwe zurückgewiesen und auf die Freiheit der Kunst als schützenswertes Gut erkannt. So bitter das für die Hinterbliebenen Pontos auch ist. Denn wer bestünde nicht darauf, dass Schicksale wenigstens korrekt dargestellt werden, wenn Filmemacher sie schon auf die Leinwand zerren müssen? Der Film "Baader-Meinhof-Komplex" macht sich angreifbar, mehr...

  • Konrad Heidkamp gestorben Hamburg (ots) - Der Kritiker und Journalist Konrad Heidkamp ist am 11. Januar im Alter von 61 Jahren in Hamburg gestorben. Geboren 1947 in München, studierte er Germanistik, Politik und Geschichte und arbeitete zunächst als Gymnasiallehrer in München und Berlin. Seit 1988 schrieb er für die ZEIT und war seit 1999 verantwortlicher Redakteur für die Seite Kinder- und Jugendbuch. Seine einfühlsamen und klugen Musikkritiken und Porträts vor allem auf dem Gebiet des Jazz und der Rockmusik sowie seine zahllosen Beiträge für das Jazzfeature mehr...

Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht