WAZ: George W. Bush. Eine Bilanz - Getriebener und Antreiber - Leitartikel von Markus Günther
Geschrieben am 12-01-2009 |
Essen (ots) - Globale Reiz- und Hassfigur, Krisenmanager und Kriegsherr, Ideologe und Weltenlenker - all das war Bush im wesentlichen in den ersten vier Jahren, als sich die Ereignisse förmlich überschlugen. Die Anschläge vom 11. September 2001, der Beginn der Kriege in Afghanistan und im Irak, die Eröffnung des Lagers Guantánamo und der Skandal um die Misshandlung von Häftlingen in Abu Ghoreib - all das fällt in die Jahre 2001-2005. Vier Jahre lang war Bush Getriebener und Antreiber zugleich; später war er nur noch der Verwalter seiner eigenen politischen Konkursmasse.
In seiner politischen Persönlichkeit blieb Bush immer rätselhaft. Selbst die weltweite Anti-Bush-Rhetorik konnte sich nie auf eine Angriffslinie einigen: Mal sollte Bush der dumme Cowboy sein, der gar nicht versteht, wie Machtpolitik funktioniert, dann wieder war er selbst der eiskalte Machtmensch, rücksichtslos und ideologiefrei. Manchmal sollte er die Marionette in den Händen von Cheney und Rumsfeld sein, bald aber auch der feuereifrige Gotteskrieger, der die Welt mit einer bornierten Freiheitsideologie überziehen will. So recht passt das alles nicht zusammen. Und dieser Eindruck der Widersprüchlichkeit bleibt bis heute.
Vorläufig allerdings kann man sich nur an das halten, was greifbar ist: Der Krieg im Irak, gegen den alle Welt protestierte, hat bislang verheerende Folgen gehabt, für den Krieg in Afghanistan (den alle Welt anfangs für richtig hielt) gilt dasselbe. Die Glaubwürdigkeit der USA hat unter Bush schweren Schaden genommen. Innenpolitisch hat Bush nichts von dem verwirklicht, was er als "mitfühlenden Konservativismus" angekündigt hatte. Die ideologische Spaltung ist unter Bush vorangeschritten, der Graben zwischen Arm und Reich tiefer geworden, seine ökonomische Bilanz (auch wenn er nur zum Teil dafür verantwortlich ist) ist eine Katastrophe. Positiv fällt nur die Bildungsreform auf und das leidenschaftliche Engagement für die Aidsbekämpfung in Afrika. Bushs sehr vernünftige Ideen zur Einwanderungs- und Rentenreform scheiterten am Widerstand der Parteien.
Doch vielleicht gehört zur Bush-Bilanz noch etwas ganz anderes: Hat nicht erst Bush den Aufstieg Obamas ermöglicht? Hat nicht gerade die aufgestaute Frustration die Bereitschaft zu einem echten Neuanfang geschaffen? Erst die lähmenden letzten vier Jahre haben einen Prozess des Umdenkens in Gang gesetzt, der über einen einfachen Parteiwechsel hinausgeht. Bushs nachhaltigstes politisches Erbe - das ist die Ironie der Geschichte - könnte in dieser Sicht Obamas historischer Wahlsieg sein.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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