LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Deutsche Bank/Post -
Geschrieben am 14-01-2009 |
Leipzig (ots) - Von Thilo Boss. Die Kanzlerin hat es auf den Punkt gebracht: Ungewöhnliche Zeiten verlangen ungewöhnliche Maßnahmen. Dass die Bundesregierung das größte Konjunkturpaket in der Geschichte der Republik anschiebt, ist deshalb nur folgerichtig. Praktisch die gesamte Weltwirtschaft steckt mittlerweile in einer tiefen Rezession, deren Folgen noch immer unabsehbar sind. Wollen die führenden Industrienationen einen rapide sinkenden Wohlstand und Massenarbeitslosigkeit verhindern, müssen sie handeln - und zwar schnell, unbürokatisch und natürlich konsequent. Das haben inzwischen selbst eingefleischte Ordnungspolitiker und Angebotstheoretiker eingesehen. John Maynard Keynes erlebt damit eine Renaissance, die noch vor einem halben Jahr das Gros der Volkswirte für unmöglich gehalten hätte. Aber inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich die Krise nur bewältigen lässt, wenn der Fiskus Geld in die Hand nimmt und die Zinspolitik unterstützend eingreift. Allein die Teilverstaatlichungspläne der Hypo Real Estate und der indirekte Einstieg der Post bei der Deutschen Bank zeigen, welche Verantwortung dem Staat nun aufgebürdet wird. Wie dramatisch die Lage ist, zeigen die Einbrüche des Bruttoinlandsproduktes aus den letzten zwei Quartalen 2008. Die Wirtschaft in Deutschland ist schätzungsweise um ein Prozent geschrumpft, mehr als in dem bisher schlimmsten Krisenjahr 1975. Aber damals stand ja auch trotz des Ölpreiskrieges nicht gleich das gesamte Weltfinanzsystem auf der Kippe. Das ist das Ungewöhnliche an der heutigen Situation. Doch in der Bundesrepublik kommt das zweite Konjunkturpaket spät - und vor allem kleckerweise. Viele der Maßnahmen sollen erst in der zweiten Jahreshälfte greifen, wenn der Abschwung, angeheizt durch die drastischen Einbrüche beim Export, bereits weiter an Fahrt aufgenommen hat. Ja, die mickrigen Steuer- und Abgabenentlastungen vermitteln sogar den Eindruck, dass das Drehbuch der großen Koalition für das Hilfspaket mehr vom Bundestagswahlkampf als von der Wiederbelebung der Konjunktur bestimmt ist. Wie dem auch sei, das Programm könnte bestenfalls ein Wachstum von rund einem Prozent auslösen. Vorausgesetzt natürlich, die Maßnahmen werden schnellstmöglich umgesetzt und die Kommunen betreiben keinen Etikettenschwindel und so ein Nullsummenspiel. Das heißt, sie geben die Mittel auch aus und verwenden sie nicht zur Sanierung ihrer maroden Haushalte.Neu wäre das nicht.
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