Allgemeine Zeitung Mainz: Verrechnet (Kommentar zu Deutscher Bank)
Geschrieben am 14-01-2009 |
Mainz (ots) - Der Milliarden-Verlust der Deutschen Bank macht deutlich, warum Josef Ackermann die Postbank um - fast - jeden Preis übernehmen will: Ohne eine neue Ausrichtung des Geschäfts dürfte seine Bank weitere hohe Verluste einfahren. Und dann müsste Ackermann doch noch den staatlichen Rettungsschirm in Anspruch nehmen, um mit dem deutschen Vorzeige-Institut nicht völlig im Regen zu stehen. Dass allein im letzten Quartal fast fünf Milliarden Euro vernichtet wurden, kommt letztendlich nicht überraschend. Denn die Deutsche Bank hat lange vor allem auf die hohen Gewinne im Investment-Banking gesetzt. Und zumindest 2007 war die von Ackermann zum Maß aller Dinge erklärte 25-Prozent-Rendite auf diesem Markt tatsächlich zu realisieren. Doch das war vor der weltweiten Finanzkrise. 2008 hat der Deutsche-Bank-Chef dann aber erkannt, dass er das Privatkundengeschäft mit stattlichen Einlagen und eher geringen Ausfällen bei Krediten dringend benötigt, um seine Bank wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Da kam die Absicht der Post, sich vom Bankgeschäft zu trennen, gerade recht. Doch auch bei diesem Geschäft hat sich Ackermann ganz offensichtlich verrechnet. Der vereinbarte Preis von 57 Euro je Postbank-Aktie galt schon bei Vertragsabschluss im vergangenen Jahr als zu hoch - derzeit ist das Papier der Postbank nur noch etwas mehr als zehn Euro wert. Um die Übernahme doch noch zu retten, blieb Ackermann also nichts anderes übrig, als die Post zum Großaktionär der Deutschen Bank zu machen. Doch das bedeutet auch, dass der Bund über seine Beteiligung an der Post den Fuß in der Tür der Deutschen Bank hat. Von einer Teilverstaatlichung kann man da sicherlich noch nicht sprechen - da haben alle Beteiligten recht. Und doch passt das ins Bild: Der Bund wird Großaktionär bei der Commerzbank, prüft die Übernahme der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE), verbindet mit der Nutzung des Rettungsschirms strenge Regeln und kann jetzt auch bei der Deutschen Bank mitreden. Angesichts der Ausmaße der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise ist davon auszugehen, dass die Politik ihren Einfluss auch nach Kräften nutzen wird.
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