Weiter wie bisher ist keine Option! / Weltagrarbericht an Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner überreicht
Geschrieben am 15-01-2009 |
Berlin (ots) - Vertreter verschiedener Landwirtschafts-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen überreichten heute auf der Grünen Woche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner den druckfrischen Weltagrarbericht (IAASTD) und forderten sie auf, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass radikales Umdenken in der Landwirtschaft dringend und unvermeidlich ist. Sie erklärten:
2009 werden nach Prognosen der Welternährungsorganisation FAO mehr Menschen als je zuvor auf diesem Planeten Hunger leiden, während gleichzeitig möglicherweise die größte Ernte aller Zeiten eingefahren wird. Dabei wird die Landwirtschaft mehr Treibhausgase als je zuvor ausstoßen, ihren Wasserverbrauch weiter steigern und maßgeblich zur Beschleunigung des Artensterbens beitragen. Der Weltagrarbericht benennt die Ursachen dieser Misere, aber auch Wege aus der Krise. "Weiter wie bisher ist keine Option mehr" lautet die Botschaft von über 400 wissenschaftlichen Kapazitäten aus aller Welt, die im Auftrag der Weltbank und Vereinten Nationen in vierjähriger Arbeit die bisher umfassendste Bestandsaufnahme der globalen Landwirtschaft erstellten. Ihr Bericht wurde im April 2008 von 60 Regierungen in Johannesburg verabschiedet. Die Bundesregierung hatte sich daran leider nicht beteiligt. Wir fordern Frau Aigner auf, den Bericht zumindest im Nachhinein zu unterzeichnen und seine Empfehlungen umzusetzen.
Jahrzehnte lang wurde die Steigerung der Produktion um jeden Preis als Allheilmittel gegen den Hunger propagiert. Ohne Erfolg: Die Zahl der Hungernden steigt mit alarmierender Geschwindigkeit. Der Weltagrarbericht zeigt, dass es nicht darauf ankommt, immer mehr zu produzieren, sondern Lebensmittel da verfügbar zu machen, wo sie gebraucht werden. Das bedeutet auch, dass künftig die Produktion von Agrarsprit und Fabrikfleisch in ihrem bisherigen Ausmaß nicht vertretbar sind und deren staatliche Förderung gestoppt werden muss. Industrielle Landwirtschaft und Monokulturen zerstören unsere natürlichen Ressourcen auf Kosten der Ärmsten und auf Kosten künftiger Generationen. Dagegen sagt der Weltagrarbericht: Nicht die Agrarindustrie, sondern die über zwei Milliarden Kleinbäuerinnen und -bauern sichern die Welternährung - heute und in Zukunft. Sie brauchen Rechtssicherheit und fairen Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Know-how und lokalen Märkten.
Dazu gehört auch das Recht auf Selbstbestimmung der Nationen und Regionen in Bezug auf ihre Lebensmittelproduktion. Diese Ernährungs-Souveränität ist von unfairen Welthandelsregeln und nicht nachhaltigen Subventionen ebenso bedroht wie von der globalen Konzentration der Agrarindustrie und des Handels.
Die Abhängigkeit der Landwirtschaft von fossilen Energiequellen und Agrochemie gefährdet unsere Ernährungssicherheit. Sie ist auch dafür verantwortlich, dass die Lebensmittelproduktion heute zu den größten Klima-Killern zählt. Agrarökologische und biologische Alternativen stehen bereits zur Verfügung und müssen weiter entwickelt werden. Ihre Vielfalt ist der beste Ansatz dafür, uns auf den bereits unausweichlichen Klimawandel der kommenden Jahrzehnte einzustellen. Die Gentechnik hat dagegen seit 30 Jahren keine Lösungen gebracht. Wer weitere Opfer und künftige Katastrophen vermeiden will, muss die einfachen Wahrheiten, die der Weltagrarbericht ausspricht, ernst nehmen und handeln. Bundesregierung, Agrarindustrie und Bauernverband sollten erkennen: Der Wahn der industriellen Landwirtschaft und ihres grenzenlosen Wachstums ist ausgeträumt.
Weitere Informationen: www.weltagrarbericht.de
Originaltext: Zukunftsstiftung Landwirtschaft Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/29413 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_29413.rss2
Pressekontakt: An der Übergabe beteiligten sich: Hubert Weiger, Bundesvorsitzender des Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, 0175-7263779
Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft, BÖLW, 0171-3035686
Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, 0171-3627711
Rudolf Buntzel, Evangelischer Entwicklungsdienst, EED, 0175-5642081
Steffi Ober, Naturschutzbund Deutschland, NABU Isabell Armbrust, Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt, ASW, 030 - 25940804
Evelyn Bahn, INKOTA-Netzwerk, 0177-32 43 408
Bernd Voss, Vorstandsmitglied des Agrarbündnis, 0173-9135092
Christoph Potthoff, Gen-ethisches Netzwerk, GeN
Anita Idel, Mitautorin des Weltagrarberichts
Benedikt Haerlin, Zukunftsstiftung Landwirtschaft, NGO-Vertreter im Aufsichtsrat des Weltagrarbericht, 0173-9997555
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