Allgemeine Zeitung Mainz: Wirtschaft contra Lebensqualität Kommentar zu Airport-Ausbau in Frankfurt
Geschrieben am 15-01-2009 |
Mainz (ots) - Die Würfel sind gefallen: Der Frankfurter Flughafen darf ausgebaut werden, sagt Hessens höchstes Verwaltungsgericht. Das ist zweifelsfrei eine Entscheidung von hoher Tragweite, denn es geht um eine Investition von mehr als vier Milliarden Euro im Rhein-Main-Gebiet und tausende neuer Jobs. Das ist keine Kleinigkeit, und insofern überrascht das Urteil nicht, entspricht es doch der Linie früherer Entscheidungen zu Verkehrs-Großprojekten. Und wer mag da in Zeiten von Rezession und milliardenschweren Konjunkturpaketen widersprechen? Dennoch: Die Region von Mainz bis Offenbach wird einen hohen Preis für den Flughafenausbau zahlen. Es wird lauter im Rhein-Main-Gebiet, und die Frage ist berechtigt, wann das Ende der Fahnenstange erreicht ist. 700000 Flugbewegungen sind für das Jahr 2020 prognostiziert, derzeit sind es 500000. Und wer weiß, vielleicht werden es eines Tages fast eine Million Flüge von und nach Frankfurt sein. Fest steht: Die Debatte Wirtschaft contra Lebensqualität wird weitergehen. Denn schon bald könnte der Bedarf für eine fünfte Piste am Frankfurter Flughafen bestehen. Es ist deshalb zu begrüßen, dass der Verwaltungsgerichtshof Korrekturen an der geplanten Nachtflugregelung verlangt. Die hessische Landesregierung hatte 17 Flüge in der Zeit von 23 und 5 Uhr genehmigt - mit dem Hinweis, nur so habe der Flughafenausbau vor Gericht Bestand. Die Kasseler Richter sehen dies anders und deuten ein absolutes Nachtflugverbot an - mit dem Hinweis auf die entsprechenden Forderungen in der acht Jahre alten Mediation. Das ist eine Klatsche für Ministerpräsident Roland Koch und seinen Verkehrsminister Alois Rhiel. Wirksamere Munition kann die Opposition drei Tage vor der Landtagswahl kaum bekommen.
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