Woche vom 19.01. bis 23.01.2009
Geschrieben am 19-01-2009 |
Frankfurt (ots) - Volkswirtschaft
Rückblick
In der vergangenen Woche stand die Zinsentscheidung im Mittelpunkt der europäischen Konjunkturdaten. Der Präsident der EZB, Jean-Claude Trichet, erklärte in der Pressekonferenz, dass der Zinsschritt auf dem weiter gesunkenen Inflationsrisiko und der deutlich eingetrübten Konjunktur fuße. Des Weiteren wurde klar erklärt, dass die EZB sich nicht in die prekäre Lage der Liquiditätsfalle begeben wird. Für Februar wurde ein weiterer Zinsschritt faktisch ausgeschlossen. Die Zentralbank werde die konjunkturellen Daten jedoch genau im Auge behalten. Das Bruttoinlandsprodukt für 2008 in Deutschland wurde vorläufig bei +1,3% festgestellt. Die Wirtschaftsleistung des 4. Quartals 2008 ist im Vergleich zum Vorquartal um 2% geschrumpft. Ergänzt wurden die Zahlen um Daten zur Industrieproduktion, welche zum Vorjahr um 7,7% gesunken sind. Das ist der stärkste Rückgang seit Aufzeichnungsbeginn 1990.
Das US-Handelsbilanzdefizit ist im November drastisch gefallen. Ursächlich sind die deutlichen Rückgänge der Importe von 12% und der geringer ausfallende Rückgang der Exporte um 5,8%. Der Dollar sollte hiervon mittelfristig profitieren. Mit -2,7% fielen die US-Einzelhandelsumsätze im Dezember deutlich stärker als erwartet, zudem wurden die entsprechenden Zahlen für Oktober und November nachträglich nach unten revidiert. Zum Ende der Woche wurden noch Inflationsdaten veröffentlich, die Kernteuerungsrate lag für die USA im Dezember (zum Vormonat) bei 0%. Die Diskussion um eine deflationäre Entwicklung wird dadurch weiter angeheizt werden. Den Wochenabschluss bei den Konjunkturdaten bildete das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan, welches sich auf tiefem Niveau stabilisieren konnte.
Ausblick
Die Stimmung der Unternehmen im Euroraum dürfte sich zum Jahresbeginn weiter deutlich verschlechtert haben. In der kommenden Woche stehen diesbezüglich die Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda, welche dies bestätigen sollten. Bis zur Jahresmitte erwarten wir jedoch ein Drehen der Stimmungsindikatoren für den Euroraum. Der ZEW Index sollte diese Wende bereits vollzogen haben. Für Januar sehen wir den dritten Anstieg in Folge. Dieser bedeutet jedoch lediglich, dass die Lage nunmehr so schlecht ist, dass es den befragten Analysten schwer fällt, sich in 6 Monaten eine weitere Verschlechterung vorzustellen.
In den USA werden Zahlen zu den Baubeginnen und den Baugenehmigungen veröffentlicht. Die Immobilienkrise wird sich hier weiterhin abbilden. Eine Bodenbildung sollte nach den massiven Rückgängen jedoch bevorstehen. Die Amtseinführung von Barack Obama und möglicherweise schnelle wirtschaftspolitische Entscheidungen könnten entscheidende Impulse hervorbringen.
Aktienmärkte
Rückblick
Ehe die europäischen Indizes am Freitag zu einer technischen Erholungsbewegung ansetzten, hatten sie sieben Tage hintereinander zum Teil sehr deutlich nachgegeben. Belastend wirkten in dieser Phase ernüchternde Konjunkturdaten und Unternehmensbilanzen - insbesondere aus dem Finanzsektor, in dem u. a. die Deutsche Bank die Aktionäre mit einem unerwartet hohen Quartalsverlust schockierte. Der Dax brach im Verlauf der Woche um 8,7% auf 4.366 Punkte ein.
Wenig Gutes verheißen auch die Konjunkturdaten. Für Deutschland sagen Ökonomen für das 4. Quartal des letzten Jahres ein deutliches Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes voraus. Auch wenn es die deutschen Anleger am Freitag noch vorgezogen haben, die sich weiter verdüsternden Aussichten zu ignorieren: Es sieht danach aus, dass es an den Aktienmärkten weiter abwärts gehen wird. Dazu trägt vor allem bei, dass die Quartalsberichtssaison in den USA wie auch in Europa noch zahlreiche unangenehme Überraschungen mit sich bringen dürfte. Wenn nun die US-Berichtssaison Fahrt aufnimmt, wird sich zeigen, ob der Aktienmarkt mit den deutlichen Kurs- und Bewertungsabschlägen bereits ein hinreichend pessimistisches Szenario vorweggenommen hat.
Ausblick
Neue Erkenntnisse bezüglich der konjunkturellen Entwicklung sind in der laufenden Woche kaum zu erwarten. Das wesentliche Interesse dürfte allerdings die Amtseinführung von Barack Obama (Di) auf sich ziehen, obwohl die Tatsache an sich keine Wunder bewirken wird. Mangels bewegender Daten von der Makro-Seite dürften vorerst die Unternehmensergebnisse im Fokus stehen. Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt dabei weiter auf den USA. Aus dem S&P-500 legen rund 50 Unternehmen ihre Quartalsberichte vor.
Starke Beachtung dürfte nach den Katastrophenmeldungen der letzten Tage dabei vor allem dem Bankensektor zuteil werden, wo mit U.S. Bancorp und der Bank of New York weitere wichtige Vertreter dieser Branche auf der Agenda stehen. Die Publikationen in diesem Bereich sollten zwar kaum besser ausfallen als zuletzt, doch dürften die "Flüsterschätzungen" mittlerweile nochmals deutlich unter den offiziellen Konsensdaten liegen, so dass negative Überraschungen vielleicht nicht mehr die gleiche Negativwirkung entfalten wie zuletzt. Neben den Finanztiteln könnten insbesondere die Technologiewerte im Mittelpunkt stehen, wo mit IBM, Apple und Microsoft einige prominente Vertreter ihre Quartalsberichte veröffentlichen. Die Zahlen von General Electric dürften besonders von den Siemens-Investoren aufmerksam beobachtet werden. Aus deutscher Sicht bleibt die Zahl der Unternehmensveröffentlichungen noch begrenzt und konzentriert sich vor allem auf Unternehmen, die aufgrund eines gebrochenen Geschäftsjahres nicht den Jahresabschluss veröffentlichen.
Nach dem jüngsten Rutsch mit Kursverlusten im DAX an sieben Tagen in Folge besteht für den Start in die laufende Handelswoche berechtigte Hoffnung auf eine kleinere Kurserholung. Angesichts unveränderter Abwärtsdynamik bei den Prognosen gehen wir aber noch nicht von einer nachhaltigen Trendwende am Aktienmarkt aus.
Rentenmärkte
Rückblick
Die internationalen Rentenmärkte konnten im Wochenverlauf gestärkt aus dem Handel gehen. Unterstützung fanden die Märkte jedoch weniger in relevanten Konjunkturdaten. Die Turbulenzen an den Aktienmärkten, insbesondere angefacht durch Meldungen einiger großer Banken, beflügelten die Rentenmärkte. Eine kurze Unterbrechung fand der Auftrieb durch die Leitzinssenkung der EZB. Die Ankündigung, eine Zinspause einzulegen, enttäuschte die Anleger. Zum Wochenschluss standen wieder Verlustausweisungen einiger amerikanischer Banken im Fokus, wenngleich die Aktienmärkte robust ins Wochenende gingen. Dies und aufhellende Stimmungsindikatoren, wie das Uni Michigan Konsumentenvertrauen, belasteten zum Wochenabschluss die Rentenmärkte
Ausblick
Die Rentenmärkte haben neue Höchststände erreichen können. Vor diesem Hintergrund sind Kurskorrekturen nicht auszuschließen. Das weiterhin schlechte konjunkturelle Umfeld und die zu erwartenden schlechten Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes können dem Rentenmarkt dennoch positive Impulse geben. Die Zinskurve in den USA hat sich weiter abgeflacht, dieser Trend sollte sich durch eine sinkende Rendite bei den 10-jährigen US-Treasuries weiter fortsetzen. Die Verwerfungen an den Aktienmärkten dürften kurzfristig weiteren stützenden Einfluss auf den Rentenmarkt haben, da die Berichtssaison weitere Unternehmenszahlen bereit hält, wenngleich das Risiko für Kursrückschläge steigt.
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