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Börsen-Zeitung: Der nächste Staatsstreich, Kommentar zum neuen Maßnahmepaket der britischen Regierung gegen die Kreditkrise von Norbert Hellmann

Geschrieben am 19-01-2009

Frankfurt (ots) - Die britische Regierung hat sich auf die Fahnen
geschrieben, die Kreditkrise in den Griff zu bekommen - zur Not mit
Gewalt. Ihr neues "Stützungspaket" mag wie ein großzügiges Angebot
wirken, das britischen Banken ermöglicht, unerwünschte Risiken
abzusichern und neue Garantien zu erhalten. Dahinter steht allerdings
nicht länger der Wunsch, Banken eine unabhängige Existenz im widrigen
Marktumfeld zu sichern, sondern ihr Kreditvergabeverhalten so zu
ändern, dass es ins Regierungskonzept der wirtschaftlichen
Stimulierung passt. Das ist äußerst problematisch.

Es geht darum, Marktmechanismen, die vor der Finanzkrise
funktioniert haben, mit Gewalt wieder in Gang zu bringen. Doch sind
die Voraussetzungen dafür gegeben? Im Blick zurück erscheint das
erste Maßnahmenpaket der britischen Regierung, das anschließend
bedingt auch auf internationaler Ebene Schule machte, als spektakulär
gescheitert. Im Oktober hatte die Regierung gefährdeten Banken eine
breite Eigenkapitalzufuhr ermöglicht. Gleichzeitig wurde eine
Staatsgarantie für neue Kapitalmarkttitel geboten.

Vielleicht ist es damit gelungen, einen systemischen Zusammenbruch
zu verhindern; so gesehen sind die Maßnahmen kaum als falsch zu
kritisieren. Falsch aber waren die daran geknüpften Hoffnungen,
dadurch die Kreditvergabe an Unternehmen rasch ankurbeln zu können.
Ob dies jedoch durch die neuen, am Montag vorgestellten Maßnahmen
erreicht wird, ist ebenfalls fraglich.

Innovativ ist sicherlich ein neues Arrangement zur Absicherung von
Risiken in den Bankbilanzen, das den Banken eine Verlustbegrenzung
ermöglicht. Sinnvoll mögen auch die Maßnahmen sein, Asset Backed
Securities zusätzlich zu garantieren. Damit werden aber nur
Voraussetzungen für ein Angebot geschaffen, für das es im
Zweifelsfall keine Nachfrage gibt.

Niemand kann garantieren, dass damit "Märkte" in Gang kommen, die
einen solchen Namen verdienen. An der Börse sieht man das
Regierungspaket denn auch eher als letzte Tankstelle vor der
drohenden Verstaatlichungswüste. Entsprechend dramatisch ist der
neuerliche Kursverfall derjenigen Banken, an denen die Regierung
bereits beteiligt ist. Meint sie es mit ihren Zielen ernst, wird
nicht nur Royal Bank of Scotland, sondern auch die neu formierte
Lloyds Banking Group ganz verstaatlicht.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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