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Börsen-Zeitung: Im Griff des Bären, Kommentar zu den Aktienmärkten von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 23-01-2009

Frankfurt (ots) - Die Handelswoche hat mit einem Paukenschlag
geendet: Die Aktienmärkte sind zeitweise unter erheblichen
Verkaufsdruck geraten. Viele Indizes sackten unter die bisherigen
Tiefstände im Rahmen der Krise ab. Der EuroStoxx 50 sank auf den
niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Der Dax schneidet bislang noch
etwas besser ab. Er gab am Freitag bis auf 4067 Punkte nach, womit er
sich noch oberhalb des Tiefs vom November hielt, als er bis auf 4014
Zähler abgesackt war. Marktbeobachter gehen davon aus, dass der
deutsche Leitindex das November-Tief in der neuen Handelswoche
unterbieten wird.

Die Lage ist durchaus ernst - trotz der Erholung, die am
Freitagnachmittag einsetzte. Wie es scheint, gibt es kaum noch
Sektoren am Aktienmarkt, die sich der Krise entziehen können. Zum
Wochenausklang gerieten nun auch die Versicherer unter die Räder. Die
Branche hatte sich bislang deutlich besser gehalten als die Banken.
Nun ist aber wohl das Vertrauen der Anleger in diese Titel dahin. Zu
schaffen hat den Titeln eine Analystenstudie gemacht, gemäß der dem
US-Versicherer Aflac dramatische Verluste bei HybridAnleihen drohen.

Was derzeit vornehmlich am Aktienmarkt gespielt wird, sind die
sich rapide eintrübenden Konjunkturaussichten. Es zeichnet sich
mittlerweile klar ab, dass es statt der erhofften V-förmigen
Rezession, bei der einem kräftigen Rückgang ein steiler Wiederanstieg
folgt, mindestens zu einer U-förmigen Rezession kommen wird, mit
einer Dauer von mindestens 24 Monaten.

L-Form statt V-Form

Einige US-Ökonomen gehen inzwischen sogar davon aus, dass die
Erholung in den Jahren 2010 und 2011 sehr mäßig ausfallen könnte -
mit einem Wachstum des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts in der
Größenordnung von gerade einmal 1% pro Jahr. Für Deutschland sieht
die Perspektive noch düsterer aus. Der Internationale Währungsfonds
IWF prognostiziert für Deutschland für das kommende Jahr ein
Wirtschaftswachstum von gerade 0,1%. Dies wäre dann die gefürchtete
L-förmige Rezession. Sollte sich letzteres Szenario an den Börsen
durchsetzen, ist mit weiteren sehr kräftigen Kursverlusten zu
rechnen. So wird beispielsweise dem wichtigsten amerikanischen
Benchmark-Index, dem Standard&Poor's 500, für diesen Fall
vorausgesagt, dass er bis auf 500 oder 600 Punkte fallen könnte. Im
November hatte er bereits bis auf rund 750 Punkte nachgegeben. Die
europäischen und asiatischen Börsen würden dann unweigerlich der Wall
Street folgen.

Verstärkt wird das negative Marktsentiment durch eine
unerfreuliche Quartalssaison. Die Analysten der DZ Bank erwarten für
die Wall Street einen Rückgang der Ergebnisse um 15 bis 20% -trotz
eines eigentlich positiven Basiseffekts aufgrund des bereits
schwachen Vorjahresquartals.

Verkäufe der Hedgefonds

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der auf den Märkten lastet. Im
Februar und März wird es wieder zu umfangreichen Verkäufen durch
Hedgefonds kommen. Investoren, die ihr Geld dort angelegt haben,
müssen Mittelrückzüge zum Quartalsende bis Mitte Februar bei den
Fonds anmelden. Im Herbst hatte der Abbau von Positionen durch die
Hedgefonds bereits erheblich zu den weltweiten Kurseinbrüchen
beigetragen. In den kommenden Wochen dürfte es nicht viel anders
werden, befürchten Analysten.

Der von Experten vorausgesagte dramatische Mittelabfluss aus den
Hedgefonds um fast 1 Bill. auf dann nur noch 1 Bill. Dollar
Anlagevolumen ist noch nicht allzu weit fortgeschritten - genauso wie
die Banken noch den Löwenanteil der Verarbeitung ihrer toxischen
Assets vor sich haben. Es wäre daher töricht anzunehmen, im Rahmen
der Krise sei das Schlimmste schon vorüber.

In den kommenden Tagen steht nur wenig an, was den Anlegern Trost
spenden könnte. Die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank am
Mittwoch dürfte angesichts der Tatsache, dass die Fed ihr Pulver
weitestgehend verschossen hat, aus Marktsicht eher zu einem Non-Event
werden. Damit werden die Quartalsberichte und zumeist düsteren
Ausblicke der US-Unternehmen die Richtung vorgeben. Die Börse
befindet sich damit auch in den nächsten Tagen fest im Griff des
Bären.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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