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Deutsche Marine - Pressemeldung (Feature): An hessischen Marinesoldaten führt kein Weg vorbei

Geschrieben am 30-01-2009

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

Kiel - Die "Frankfurt am Main" befindet sich auf See. Sie ist
zurzeit auf dem Weg nach Portugal - trotzt gerade dem strengen Wetter
der Biskaya. Am vergangenen Wochenende legte der
Einsatzgruppenversorger der Deutschen Marine noch einen viertägigen
Zwischenstopp in Portsmouth (Südengland) ein. Das Versorgungsschiff
bildet zusammen mit den Fregatten "Sachsen" und Lübeck" den
diesjährigen Einsatz- und Ausbildungsverband der Deutschen Marine.
Auf diesen drei Schiffen befinden sich insgesamt 600 Marinesoldaten.
Sie müssen fünf Monate lang auf See versorgt werden. Das ist die
Aufgabe der Besatzung auf der "Frankfurt am Main".

Proviantübernahme ist Alle-Mann-Manöver

Zeitsprung zurück in die vergangene Woche. Hektische
Betriebsamkeit herrscht vor dem Auslaufen der "Frankfurt am Main" an
der Scheer-Mole im Heimathafen Kiel - vor lauter Versorgungsgütern
kaum ein Durchkommen. 7.106 Flaschen Mineralwasser, unzählbare
Paletten Cola, fässerweise Bier einer Frankfurter Brauerei,
tonnenweise Lebensmittel wie Butter, Marmelade, Paniermehl, Lachs,
oder sogar Straußenfleisch sowie tonnenschwere Container warten
darauf, an Bord gebracht zu werden. Proviantübernahme ist bei der
Marine ein sogenanntes Alle-Mann-Manöver. Jedes Besatzungsmitglied
fasst mit an, um die Massen an Material an ihrem vorgesehenen Platz
zu verstauen. Unter den rund 200 Männern und Frauen auf dem 174 Meter
langen Schiff befinden sich fünf hessische Landsleute. Einer von
ihnen ist Hauptgefreiter Markus Abram. "Wahrschau, isch komm!", ruft
23-Jährige aus dem Führerhaus eines Gabelstaplers. Der Bäcker umfährt
gekonnt seine Kameraden im Bauch der "Frankfurt am Main" und
platziert Vollkornmehl, Muffin-Backmischungen, Hefeteigmehl und
Vanille-Crempulver gekonnt an dem dafür vorgesehenen Platz im
Laderaum.

Hessische Spezialitäten sind keine Renner bei Besatzung

Die Gesprächpartner Abrams hören ihm seine Herkunft an. Der
Gederner spricht von Krebbeln und Fastnacht - also von Berlinern und
Karneval. Beides gehört für ihn "ganz klar zusammen". Deshalb findet
er es schade, dass er diese Krebbel in diesem Jahr nicht für seine
Kameraden produzieren darf. Er sagt: "Ein Vorfall auf einem anderem
Schiff, der schon mehrere Jahre zurückliegt, untersagt mir das
Zubereiten mit der Fritteuse." Als Ausgleich wolle er der Besatzung
in diesem Jahr einen Frankfurter Kranz - das ist eine
Tortenspezialität aus Sand- oder Biskuitteig - backen. "Damit werde
ich die Besatzung bestimmt verwöhnen können", glaubt Abram. Im
Küchenbereich des Schiffs arbeitet ein zweiter Hesse: Obermaat Arthur
Wagner aus Wabern bei Kassel. Der Smut, wie er im Marinejargon
genannt wird, sagt: "Das Wohlbefinden der Besatzung liegt uns beiden
sehr am Herzen. Die Motivation an Bord steigt oder fällt oft mit
unserem Essen." Also eine Chance für beide, typische hessische
Spezialitäten zuzubereiten? "Nein, leider nicht", sagt der 24 Jahre
alte Wagner etwas wehmütig, "Handkäs mit Musik, Frankfurter Grün Soß
oder Äppelwoi sind keine Renner bei den Kameraden aus den anderen
Bundesländern. Der Äppelwoi geht manchmal - viel beliebter ist jedoch
der Wein aus den Weinbaugebieten wie zum Beispiel Hessische
Bergstraße und Rheingau." Zu verdenken ist den Kameraden die
Zurückhaltung vielleicht nicht. Ein eingelegter Käse mit Kümmel und
Zwiebeln, also der Handkäs, oder die feste saure Sahnesoße mit sieben
Kräutern, locken allein vom Namen her nicht unbedingt junge Menschen
hinterm Ofen hervor. Beliebt bleiben in dieser Zielgruppe an Bord die
deftigen Sachen. Schnitzel, Pommes und Co. gehen immer.

Vor dem Auslaufen: Nichts darf vergessen werden

Zur kleinen hessischen Gemeinde an Bord des Schiffs gehören auch
die Versorger Obermaat Evelyne Noll aus Hadamar bei Limburg und
Sebastian Kühn. Der Hauptgefreite ist in Hessen geboren und
aufgewachsen, lebt nun aber an der hessischen Landesgrenze bei Siegen
in Nordrhein-Westfalen. Von der Bettwäsche, über das Büromaterial bis
hin zur kleinsten Schraube verwalten die beiden sämtliche
Versorgungsgüter mit Ausnahme der Lebensmittel an Bord. So kurz vor
dem Auslaufen zu einer so langen Reise haben die beiden alle Hände
voll zu tun - im wahrsten Sinne des Wortes. Nichts darf vergessen
werden. Wenn auf See etwas fehlt - zum Beispiel eine kleine Schraube
als Ersatzteil - muss sie im Bedarfsfall teuer eingeflogen werden,
oder sie kann mit Glück in einem Auslandshafen beschafft werden. Wenn
die "Frankfurt am Main" ausgelaufen ist, wird für die zwei
Versorgungssoldaten etwas Ruhe einkehren. "Dann gilt für uns der
normale Alltag mit regulären Dienstzeiten von morgens bis abends.
Dann wird es ruhiger", sagt Noll im zügigen vorbeigehen. Dann ist die
25-Jährige auch schon wieder mit ihrem Kameraden Sebastian Kühn (21)
um die nächste Ecke der langen Gänge des Schiffs verschwunden - auf
dem Weg zu ihren Versorgungsgütern.

"Frankfurt am Main" ist für Hessen Topwunsch unter Marineschiffen

Die vier Hessen sind mit Leib und Seele Marinesoldaten. Ihre
Familien seien stolz, "weil wir als Botschafter in blau unseren Staat
Deutschland, unser Bundesland Hessen und unsere Heimatstädte im
Ausland würdig vertreten dürfen", sagt Abram. Wagner ergänzt:
"Außerdem ist es für uns Hessen schon etwas besonderes, wenn wir in
unsere Heimat in Marineuniform nach Hause kommen." Die dunkelblaue
Marineuniform mit goldenen Abzeichen und der weißen Mütze sind in
Hessen nicht sehr oft zu sehen. Abram: "Ich wäre enttäuscht gewesen,
wenn das mit der Marine nicht geklappt hätte." Bei Heer oder
Luftwaffe hätte er sich nicht auf vier Jahre verpflichtet. Sein
Entschluss war nach einer sechsmonatigen Seefahrt klar. "Für mich war
besonders die Seefahrt eine Herausforderung mit vielen positiven
Erlebnissen und Erfahrungen", so der Hauptgefreite. Glücklich sind
auch alle, dass sie auf der "Frankfurt am Main" sind. Noll sagt: "Das
war mein Topwunsch und ich bin dankbar, dass ich hier in de' gut'
Stubb sein kann." Seefahrt bedeutet für die vier jungen Soldaten auch
Entbehrungen auf sich nehmen zu müssen. Vor allem die Entfernung von
den Angehörigen in der Heimat sei ein Negativpunkt - hinzu kämen
monatelange Abwesenheiten. Doch genau die entlohnten mit den
Landgängen in fernen Hafenstädten auch und trösteten übers
gelegentliche Heimweh hinweg. "Wir lernen fremde Länder und Kulturen
kennen, wir tauschen uns mit Kameraden fremder Marinen aus und wir
schließen viele Freundschaften", sagen die vier unisono. Dass sie
ausgerechnet als Hessen auf einem Schiff mit dem Namen "Frankfurt am
Main" ihren Dienst verrichten, mache sie stolz und sei motivierend
zugleich.

Hessische Patenschaften haben bei Marine Tradition

Das Land Hessen pflegt zur Deutschen Marine eine lange Verbindung.
So gibt es mehrere Patenschaften von hessischen Städten und dem
Bundesland. Dies sind zurzeit das Schnellboot "Zobel" (Pate: Stadt
Bad Hersfeld), das Minenjagdboot "Fulda" (Stadt Fulda), der Tender
"Werra" (Stadt Eschwege), die Fregatte "Hessen" (Landesregierung
Hessen) und eben der Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main"
(Stadt Frankfurt am Main). Diese Patenschaften sind zum Teil sehr alt
und verdeutlichen die engen und freundschaftlichen Beziehungen. Dazu
finden immer wieder Patenschaftsbesuche in beide Richtungen statt.
Auf den jährlich stattfindenden Hessentagen ist die Deutsche Marine
regelmäßig mit einem Informationsstand vertreten.

Hintergründe zum Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main"

Neben dem Schwesterschiff "Berlin" ist die "Frankfurt am Main" das
größte Schiff der Deutschen Marine. Die beiden
Einsatzgruppenversorger (EGV) unterstützen die sogenannten
Einsatzgruppen der Marine auf Ausbildungs- und Einsatzfahrten. Die
Hauptaufgabe besteht in der Versorgung von Schiffen und Booten in See
mit Betriebstoffen, Verbrauchsgütern, Proviant oder Munition. Auf den
Fahrten können auch containergestützte Sanitätszentren an Bord
genommen werden. Mit dem dazugehörigen Personal kann eine
sanitätsdienstliche Versorgung auf dem Niveau eines deutschen
Kreiskrankenhauses erfolgen. Außerdem können an Bord zwei
Hubschrauber sowie Unterstützungspersonal untergebracht werden. Es
gibt Betreuungseinrichtungen für die Besatzung und die zu
begleitenden Schiffe. Des Weiteren wird Abwasser und Müll der
Einsatzgruppen umweltverträglich entsorgt. Die Schiffe sind 174 Meter
lang, haben eine Wasserverdrängung von circa 18.000 Tonnen und sind
mit ihren 28.776 PS starken Dieselmotoren etwa 20 Knoten schnell -
das sind rund 36 Stundenkilometer. Die "Frankfurt am Main" wurde am
27. Mai 2002 in Dienst gestellt.

Autor: Jörg Binsack, Presse- und Informationszentrum Marine
Fotos: Deutsche Marine

Weitere Informationen rund um die Marineeinsätze und das oben
genannte Thema finden Sie in unserem Internetportal www.marine.de.

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Stabsbootsmann Detlef Struckhof
Telefon: 0 46 31 - 6 66 - 44 14 / 44 00
E-Mail: piz@marine.de
Fotoredaktion Marine: 0 46 31 - 6 66 - 44 32


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