"Atompropaganda unter Quarantäne stellen!"
Geschrieben am 03-02-2009 |
Berlin (ots) - Anti-Atom-Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen rufen zu Protesten gegen die Wintertagung des Deutschen Atomforums am Mittwoch 4. Februar in Berlin auf - Propagandaveranstaltung der Atomwirtschaft soll symbolisch umzingelt werden - Laufzeitverlängerung alter Atomkraftwerke vergrößert das Katastrophenrisiko, verschärft das Endlagerproblem und verhindert den Übergang in verantwortbare Energieerzeugung auf Basis Erneuerbarer Energien.
Berlin, 3. Februar 2009: Umweltorganisationen und Anti-Atom-Initiativen rufen gemeinsam zu Protesten gegen die Wintertagung des Deutschen Atomforums in Berlin auf. Nach einer Demonstration, die am morgigen Mittwochnachmittag (4. Februar, 17 Uhr, U-Bahnhaltestelle Zinnowitzer Straße) von der Zentrale des Atomkraftwerksbetreibers Vattenfall zum Tagungsort führt, soll die Veranstaltung mit einer Menschenkette umzingelt werden, um so die Propaganda des Atomforums symbolisch unter Quarantäne zu stellen.
Schon der Titel der Atomkrafttagung "Energieverantwortung für Deutschland" sei eine irreführende Anmaßung der Konzerne. Denn diese nähmen mit ihren alternden Atommeilern Tag für Tag die Möglichkeit einer Großkatastrophe in Deutschland billigend in Kauf, erklärten Vertreter des Online-Netzwerks Campact, der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) heute in Berlin. Anmaßend sei es ebenso, eine Technik für die Zukunft zu preisen, deren Ende unter aktiver Mitwirkung und mit Zustimmung der Atomkraftwerksbetreiber erst vor wenigen Jahren gesetzlich festgeschrieben wurde.
"Wer sich heute wieder für längere Laufzeiten alter Atomkraftwerke stark macht, verbarrikadiert zwangsläufig den Weg in ein modernes Energiesystem", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Dies gelte jenseits des Katastrophenrisikos, das allein schon einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken unverantwortlich mache. Baake erinnerte daran, dass die Branche der Erneuerbaren Energien nach eigener Einschätzung schon in elf Jahren (2020) fast jede zweite Kilowattstunde zum deutschen Strombedarf beitragen kann. Die schwankende Stromeinspeisung aus den "neuen Grundlastkraftwerken auf Basis von Wind und Sonne" erfordere eine technische Infrastruktur, die darauf flexibel reagieren könne. "Atomkraftwerke können das ebenso wenig wie riesige Braunkohlemeiler." Stattdessen müsse in großem Stil in Regelkraftwerke, den Umbau der Stromnetze und Speichertechnologien investiert werden. Diese Konsequenz sei bisher viel zu wenigen Entscheidungsträgern in Politik und Energiewirtschaft bewusst.
Klaus Brunsmeier, stellvertretender BUND-Vorsitzender: "Der Betrieb von Atomkraftwerken ist und bleibt unverantwortlich." Auch die Endlagerfrage sei weiterhin ungeklärt. Daher fordere der BUND den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. "Das Risiko eines schweren Atom-Unfalls steigt mit dem Alter der Reaktoren überproportional an", so Brunsmeier weiter. Dies belegten regelmäßig die Störfallstatistiken, in denen Altreaktoren wie Brunsbüttel, Krümmel und Biblis auf den vorderen Plätzen rangieren. Die Gründe für die Unfälle und anhaltenden Probleme seien die grundsätzliche Unbeherrschbarkeit der Atomtechnologie und die daraus resultierenden hohen Anforderungen an die Sicherheitstechnik, die jedoch vielfach nicht mehr ausreichend nachgerüstet werde. Denn bislang sei davon ausgegangen worden, dass diese Meiler bald vom Netz gehen müssten. Brunsmeier: "Wenn Politiker von CDU und FDP auf die Atomlobby hereinfallen und Laufzeitverlängerungen fordern, spielen sie ein hochriskantes Spiel, bei dem nur die Konzerne gewinnen." Diese könnten bei Weiterbetrieb ihrer Altmeiler bis zu 300 Millionen Euro pro Jahr an Zusatzgewinn verbuchen: "Das Risiko für diesen privaten Profit tragen wir alle."
Der Vorsitzende der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Gerhard Harder, erinnerte daran, dass über ein halbes Jahrhundert nach dem kommerziellen Start der Atomenergie weder in Gorleben noch sonst wo auf der Welt ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle existiere. "In einer solchen Situation, die Atommüllhalden durch Laufzeitverlängerungen weiter vergrößern zu wollen, ist das exakte Gegenteil von `Energieverantwortung für Deutschland`". Aufgabe der Atomkraftwerksbetreiber sei es, stattdessen die desaströsen Ergebnisse der deutschen Endlagerpolitik zur Kenntnis zu nehmen, die nach Jahrzehnten der Lösungssuche nun in Asse und Morsleben zu bewundern seien. "Die logische Konsequenz der Politik und der Unternehmen müsste eigentlich lauten: Ausstieg sofort."
Für die Organisatoren der Protestaktionen - das Online-Netzwerk "Campact", das bundesweite Bündnis ".ausgestrahlt" und "niXatom" - erklärte Campact-Sprecher Christoph Bautz, die vergangenen Jahre hätten "hinreichend bewiesen, dass die Politik ohne den unmittelbaren Druck aus der Bevölkerung einen Atomausstieg, der diesen Namen verdient, nicht hinkriegt." Demonstrationen und massenhafte Online-Proteste müssten "allen Politikern auf allen Ebenen und in allen Parteien unmissverständlich klar machen, dass mit einem Bekenntnis zu Atomkraftwerken in Deutschland auch 2009 keine Wahlen zu gewinnen sind". Die für Mittwoch geplante Umzingelung der Wintertagung stellten die "Propagandalügen der Atomlobby symbolisch unter Quarantäne." Bautz rief Atomkraftgegnerinnen und Atomkraftgegner vor allem in Berlin auf, an Demonstration, Kundgebung und Umzingelung des Atomforums am Mittwoch um 17 Uhr teilzunehmen. Die Demonstration beginnt an der U-Bahnhaltestelle Zinnowitzer Straße. "Alle müssen wissen: In diesem Jahr wird sich entscheiden, ob die Hasardeure der Atomenergie und das große Geld noch einmal die Oberhand gewinnen."
Mehr Informationen unter: www.atomforum-umzingeln.de
Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2
Pressekontakt: Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe (DUH), Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030-2400867-0, 0151- 55 01 69 43, baake@duh.de
Christoph Bautz, Geschäftsführer Campact, Artilleriestr.6, 27283 Verden; Tel. 04231-957445, 0163 - 5957593, bautz@campact.de
Klaus Brunsmeier, Stellvertretender BUND-Vorsitzender, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Mobil: 0173 - 9271221, Email: presse@bund.net
Gerhard Harder, Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., Rosenstr. 20, 29439 Lüchow, Tel 05841-4684, 0170 - 476 1201, Fax: 05841-3197, GerhardHarder@bi-luechow-dannenberg.de
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel. 030 - 2400687-0, 0171 - 5660577, rosenkranz@duh.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
184295
weitere Artikel:
- Baum für höhere: Tarifabschlüsse "Arbeitnehmern mehr Geld in die Hand geben" / Giegold: Neuverschuldung verfassungsrechtlich beschränken Bonn (ots) - Der ehemalige Bundesinnenminister Gerhardt Baum (FDP) hat sich für höhere Tarifabschlüsse ausgesprochen. In der PHOENIX-Sendung "Unter der Linden" sagte er: "Es ist ja die Frage, wie wir Konsum anstoßen, wie wir die Leute veranlassen, Geld auszugeben. Ich bin dafür, dass man die Tarifabschlüsse nicht so rigoros macht wie in den letzten Jahren, dass man den Arbeitnehmern mehr Geld in die Hand gibt." Zu den aktuellen Konjunkturpaketen sieht er keine Alternative. "Wenn man nichts täte, bräche alles zusammen", so Baum. Allerdings mehr...
- Teach First Deutschland startet in Nordrhein-Westfalen Düsseldorf (ots) - Die gemeinnützige Bildungsinitiative Teach First Deutschland möchte exzellente Bildungschancen für alle Schüler schaffen, egal aus welchem Viertel oder Milieu sie stammen. Ab dem Schuljahr 2009/2010 sollen etwa 40 persönlich und fachlich herausragende Hochschulabsolventen für jeweils zwei Jahre an Haupt- und Gesamtschulen in sozialen Brennpunkten in Nordrhein-Westfalen als Lehrkräfte auf Zeit (Fellows) eingesetzt werden. Eine entsprechende Erklärung haben heute das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes mehr...
- Wirtschaftskrise bedroht Kampf gegen Armutskrankheiten / Fünf Milliarden-Lücke beim Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose Köln (ots) - Weltweit pumpen Regierungen mehrere hundert Milliarden US-Dollar aufgrund der Finanzkrise in Unternehmen und Banken. Dringend benötigte Gelder zur Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Aids werden dagegen nicht bereitgestellt. Malaria ist eine der tödlichsten Armutskrankheiten und hat immense soziale und wirtschaftliche Auswirkungen auf die Entwicklungsländer. An Malaria erkranken jedes Jahr 250 Millionen Menschen, fast eine Million stirbt daran. Die Krankheit ist ein wesentliches Hindernis für Entwicklung, mehr...
- "Unser Erfolg darf nicht zu unserem Nachteil werden" - Sonnleitner zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts Berlin (ots) - (DBV) Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, hat nach der Verkündigung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Absatzfondsgesetz in Karlsruhe in zahlreichen Interviews bekräftigt, dass er "nach wie vor vom Sinn und von der Notwendigkeit einer zentralen Absatzförderung - wenn auch künftig in einer veränderten Form - überzeugt" sei. Das Absatzfondsgesetz sei vor 40 Jahren "wirklich aus tiefer Not heraus" parteiübergreifend und im vollen Einvernehmen mit der Land- und Ernährungswirtschaft mehr...
- IKK e.V. fordert Ampelsystem zur Kennzeichnung von Lebensmitteln Bergisch Gladbach (ots) - Der IKK e.V. fordert die Bundesverbraucherschutzministerin auf, sich für die Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln einzusetzen. Das System habe sich in England bewährt. Die derzeitigen Überlegungen, die Nährwertangaben in Prozent pro Portion im Verhältnis zum Tagesbedarf anzugeben, seien zu kompliziert. "Es muss einfach und schnell erkennbar sein, ob der Einkauf gesund oder nicht gesund ist", erklärte Rolf Stuppardt, Geschäftsführer des IKK e.V. "Wir stellen immer mehr Krankheiten fest, die ernährungsbedingt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|