Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur HRE/Verstaatlichung/Enteignung
Geschrieben am 04-02-2009 |
Bielefeld (ots) - Enteignung - was für ein schreckliches Wort. Wer hätte gedacht, dass Deutschland 20 Jahre nach dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR-Staatswirtschaft darum ringt, eine an der Börse notierte Bank wie einst im Sozialismus zu verstaatlichen und damit deren Aktionäre zu enteignen? Das Schicksal der bankrotten Hypo Real Estate (HRE) lässt in diesen Wochen die Wogen hoch schlagen. Anlegerschützer warnten gestern eindringlich vor einer Verstaatlichung des Instituts. Sie befürchten einen »Gau für die Aktienkultur in Deutschland«. Und auch Politiker aus den Reihen der Union wehren sich gegen eine Zwangsenteignung der Aktionäre. Wäre es also besser, die Bank sich selbst zu überlassen? Doch was wären die Folgen? Ist der Staat in der Verantwortung? Leider ja. Denn so wie bisher kann es nicht weitergehen. Tag für Tag verliert das Institut, das fast ausschließlich Großprojekte finanziert wie den Bau von Flughäfen, Autobahnen und Hotels, weitere Millionen. Die unvorstellbare Summe von 92 Milliarden Euro - alles unser Steuergeld - hat der Staat bereits zur Stützung der Pleitebank ausgegeben. Und es reicht immer noch nicht. Die HRE ist am Ende. So muss die Bundesregierung wie schon bei der Teilverstaatlichung der Commerzbank notgedrungen handeln. Denn eins ist klar: Die Pleite der HRE in Kauf nehmen, wie es manche Leute trotzig fordern, kann nicht die Alternative sein. Dadurch würden andere Banken, Sparkassen und Versicherungen in Mitleidenschaft gezogen. Das fragile Bankensystem könnte einstürzen. Es versteht sich von selbst, dass eine Verstaatlichung eines Unternehmens oder einer Bank nur das allerletzte Mittel sein kann. Stolz kann auf diese Art von Lösung, wenn sie denn zustande kommt, ohnehin niemand sein. Aber: Ziel muss es sein, den maroden Immobilienfinanzierer nun so schnell, wie es mit Rücksicht auf die Stabilität des Finanzsystems möglich ist, abzuwickeln - und damit auch die Verluste des Steuerzahlers zu begrenzen. Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, beschreibt das Dilemma so: »Wir wollen nicht die Wirtschaft verstaatlichen, aber wenn der Staat eine Bank überwiegend aus Steuergeldern stützt, dann muss er auch eine Gegenleistung bekommen. Und wenn das nicht anders geht als durch Enteignung, dann ist das in Ordnung.« Noch stehen diesem Schritt rechtliche Probleme entgegen. Daher fiel gestern auch keine Entscheidung. Hinzu kommt das ungute Gefühl, dass der Staat in der Regel nicht der bessere Banker ist, wie das Desaster um die Mittelstandsbank IKB zeigte. Gleichwohl gewinnt die Finanzkrise mit der Diskussion um die Verstaatlichung der HRE in Deutschland eine neue Dimension. Nach Banken-Rettungsschirm und den beiden milliardenschweren Konjunkturpaketen wird erneut die Dramatik deutlich, in der sich die Finanzwirtschaft befindet.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
184660
weitere Artikel:
- WAZ: Jetzt wird es eng für Mehdorn - Kommentar von Wolfgang Mulke Essen (ots) - Bahnchef Mehdorn wollten schon viele loswerden, weil er Bahnlinien stilllegte oder an die Börse wollte, Abgeordnete brüskierte oder den Verkehrsminister an der Nase herumführt. Die Anfeindungen hat er allesamt überlebt, hoch gepokert und gewonnen. Nun könnte der umstrittene Manager doch noch vorzeitig in den Ruhestand geschickt werden. Denn statt die Datenaffäre zügig aufzuklären, verstrickt er sich in Widersprüche und hält Eigentümer und Öffentlichkeit hin. Es ist mittlerweile gar nicht mehr wichtig, ob das Unternehmen mehr...
- Börsen-Zeitung: Verteidigungsfall Kommentar zu Bad Banks, von Bernd Wittkowski. Frankfurt (ots) - Auf dem Marsch durch die Institutionen ergraute Altachtundsechziger werden sich dunkel erinnern: 1968 und in den Jahren davor - die Zeit einer großen Koalition - ging man gegen die Notstandsgesetze auf die Barrikaden. Auch Enteignung war ein großes Thema: als Forderung der kolossalen Protestbewegung. Merkwürdigerweise standen nicht die Banken im Vordergrund der Vergesellschaftungskampagne. "Enteignet Springer" erschallte vielmehr der Schlachtruf. Vier Dekaden später gibt es in Deutschland weder einen inneren Aufstand mehr...
- Gründung einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Chikungunya-Virus Leiden, Niederlande (ots/PRNewswire) - Top Institute Pharma (TI Pharma) hat sich mit der Universität Wageningen, dem Klinikum der Erasmus-Universität Rotterdam und der Firma Nobilon, einem Tochterunternehmen von Schering-Plough, zu einem Konsortium zusammengeschlossen, das sich die Entwicklung eines Impfstoffs mit nachgewiesener Wirksamkeit gegen das Chikungunya-Virus zum Ziel gesetzt hat. Mit diesem Impfstoff soll die Zahl der Infektionen mit dem Chikungunya-Virus reduziert werden. Virus-Epidemien sind im Lauf der letzten Jahrzehnte weltweit mehr...
- Fannie Mae Einlösung Washington (ots/PRNewswire) - Fannie Mae (NYSE: FNM) wird den Kapitalbetrag der folgenden Wertpapieremissionen am unten angegebenen Einlösungstermin zu einem Einlösungspreis einlösen, der 100 Prozent der eingelösten Kapitalsumme zzgl. von darauf bis zum Tag der Einlösung aufgelaufenen Zinsen entspricht: Kapital- Wertpapier- Zins- Fälligkeits- CUSIP Einlösungs- summe art satz termin termin 150.000.000 USD MTN 3,400 % 14. Feb. 3136F8W68 14. Feb. mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen / Märklin / Insolvenz Osnabrück (ots) - Ende am Prellbock? Früher ganz oben auf dem Wunschzettel, heute nur noch unter "ferner liefen": Modelleisenbahnen sind bei den Kindern einfach nicht mehr angesagt. Das ist das eine Problem. Die Bremsspur bei Märklin zieht sich schon seit Jahren durch die Firmengeschichte. Dem Finanzinvestor Kingsbridge ist es nicht gelungen, den Geist der alten "Märkliner" zu erhalten. Das ist das andere Problem. Die Banken haben lange mitgespielt. Jetzt drehen sie dem Spielwarenhersteller den Geldhahn zu. Das ist das nächste Problem. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|