LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Ombudsrat
Geschrieben am 23-06-2006 |
Leipzig (ots) - Fordern und Fördern statt Arbeitslose nur verwalten - was wurde Herr Hartz am Anfang geherzt für diese schöne Idee. Doch es gibt seit Jahren kein Rezept im Reformland Deutschland, das nicht durch allerlei Köche gründlich verdorben wird.
Bestes Beispiel sind die Hartz-Gesetze. Die traurige Bilanz des Ombudsrates liest sich so: Gefordert wurde vor allem die Verwaltung samt überforderter Computersysteme; gefördert wurde die Kreativität der Empfänger, die sich bietenden Schlupflöcher des Systems zu erkennen und zu nutzen. In jeder Schulklasse würde es für die Versetzung nicht reichen, wichtige Ziele der Reform wurden glatt verfehlt.
Dabei liegt der Grundfehler schon in der politischen Weichenstellung. Nach langem Tauziehen kam 2004 im Vermittlungsausschuss zwischen rot-grüner Bundesregierung und unionsdominiertem Bundesrat ein weichgespültes Ergebnis heraus. Ein Kompromiss, mit dem alle Beteiligten leben konnten. Nur die Ausführenden und Betroffenen wurden aus dem Blick verloren. Aber die saßen ja auch nicht mit am Verhandlungstisch. Dabei gab und gibt es vernünftige Ideen. Zum Beispiel die Übertragung der Zuständigkeit der Kommunen bei der Betreuung von Langzeitsarbeitslosen. Aber wieder schlug der Weichspüler Vermittlungsausschuss unerbittlich zu. Die SPD war erfolgreich dagegen, die Union vergebens dafür. Am Ende gab es die Arbeitsgemeinschaften - ein Gemischtwarenladen, in dem sich die Verkäufer gegenseitig auf den Füßen herumstehen. Keiner weiß so richtig, was in den Regalen liegt. Es gibt zwar alles Mögliche im Angebot, aber selten passgenaue Lösungen für die Kunden, sprich Arbeitslosen. Zu Recht kritisiert Ombudsratsmitglied Bergmann das bürokratische Monstrum.
Aber auch der Ombudsrat kann irren - erinnert sei nur an den Hinzuverdienst. Im Glauben, Gutes zu tun, wurde die Ausweitung empfohlen und umgesetzt. Erreicht wurde das Gegenteil einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Mini-Jobber haben zusammen mit dem Alg II nun ihr persönliches Zwei-Säulen-Einkommensmodell. Alg II wird so nicht zur vorübergehenden staatlichen Stütze, sondern zur dauerhaften Einrichtung - ein ungewollter Kombilohn durch die Hintertür.
Genügend Korrekturbedarf also, aber es gibt auch Hoffnung. Entgegen der Schelte einiger Marktschreier sind die Missbrauchsfälle geringer als gedacht. Der ehrliche Hartz-IV-Betroffene mag dies als späte Genugtuung empfinden. Wurde er doch oft genug pauschal als Kleinkrimineller verdächtigt. Gefordert sind nun alle, die bei der Reform der Reform das Sinnvolle vom Nutzlosen trennen müssen. Ohne weitere Einschnitte wird es nicht gehen. Vielleicht aber wird so endlich ein tragfähiges Gesetz zu Tage gefördert. Hartz muss ja nicht gleich zu Herzen gehen - aber funktionieren sollte es nach 18-monatiger Probezeit schon.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/2181 1558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
18516
weitere Artikel:
- LVZ: Führende politische Jugendorganisationen attackieren einseitige Parteinahme Köhlers Leipzig (ots) - Die Vorsitzenden der Jugend-Organisation von SPD, Grünen und Linkspartei haben heftige Kritik an der Amtsführung von Bundespräsident Horst Köhler und an seiner "einseitigen Parteinahme" geübt. Juso-Chef Björn Böhning, sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe): "Der Bundespräsident sollte insbesondere seine rhetorische Parteinahme für Unions-Positionen in der augenblickliche Suche der großen Koalition nach Kompromissen unterlassen. Dies gefährdet eher den Erfolg der Regierungspolitik, statt ihn zu mehr...
- Der Tagesspiegel: Bischof Huber: Koalition belauert sich nur Berlin (ots) - Berlin - Bischof Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, hat die große Koalition und ihre Pläne für die Gesundheitsreform scharf kritisiert: "Ich sehe die Perspektive nicht. Die Debatte verliert sich in den unterschiedlichen Beitragsmodellen", sagte Huber im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Sonntag. "Es wird nicht gefragt, was finanziert werden soll, sondern nur wie." Einschnitte alleine würden noch keine Reformen darstellen. "Reformen müssen ihren Sinn darin haben, dass sie die Gestaltung mehr...
- Der Tagesspiegel: Thierse tritt vom Vorstand der Denkmalstiftung zurück Berlin (ots) - Wolfgang Thierse (SPD), Vorstandsvorsitzender der "Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas", hat gegenüber dem Tagesspiegel (Sonntags-Ausgabe) seinen Rücktritt von dieser Funktion angekündigt . Als Grund nannte er zum einen die unzureichende Finanzausstattung der Stiftung, die durch den erheblich gestiegenen Besucherzustrom insbesondere beim unterirdischen "Ort der Information" verursacht worden sei, zum anderen das Ziel, die Funktionen des Kuratoriumsvorsitzenden und des Vorstandsvorsitzenden wieder in der Hand mehr...
- Reiche: Nationaler Allokationsplan ist zentrales Instrument zur Erreichung der Klimaschutzziele Berlin (ots) - Anlässlich der Diskussion um den Nationalen Allokationsplan 2008-2012 (NAP II) erklärt die Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche MdB: Der Nationalen Allokationsplan 2008-2012 ist das zentrale Instrument zur Erreichung der Klimaschutzziele. Deutschland hat sich verpflichtet, seinen CO2-Ausstoß um 21 Prozent unter das Niveau von 1990 zu reduzieren. Der vorliegende Entwurf der Bundesregierung legt die Grundlagen dafür, dass Deutschland sein Kyoto-Ziel erreicht. Dies ist ein wichtiges mehr...
- Giordano Bruno Stiftung präsentiert alternative Nationalhymne Berlin (ots) - Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft und der Diskussionen um einen wieder erwachten Patriotismus ist in den Feuilletons ein Streit um die deutsche Nationalhymne entbrannt. Ausgelöst wurde die Debatte durch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die kritisierte, dass das Deutschlandlied "Stimmungen des Nationalismus und der ,deutschen Leitkultur'" transportiere. CSU-Generalsekretär Markus Söder und DFB-Präsident Theo Zwanziger hatten dem vehement widersprochen. Die Giordano Bruno Stiftung, die sich dem Leitbild mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|