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Report Mainz: Behandlung nur gegen Vorkasse

Geschrieben am 09-02-2009

Mainz (ots) - "Report Mainz", heute, 9.2.2009, 21.45 Uhr im Ersten
Behandlung nur gegen Vorkasse
Wegen Honorarreform schränken Fachärzte in Baden-Württemberg
medizinische Leistungen für Kassenpatienten massiv ein

Mainz. Wegen der Honorarreform für die niedergelassenen Ärzte
kürzen Fachärzte in Baden-Württemberg zunehmend ihre medizinischen
Leistungen für Kassenpatienten. Nach Recherchen des
ARD-Politikmagazins "Report Mainz" bieten viele Praxen nur noch eine
so genannte "Basisversorgung". In Einzelfällen werden sogar
Sonderzahlungen von Kassenpatienten verlangt. Der Vorsitzende der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Köhler warnt
Ärzte davor, Patienten in dem Honorarstreit zu instrumentalisieren.
Gleichzeitig räumt er ein, bereits während der Verhandlungen im
Sommer vergangenen Jahres "Versorgungsprobleme" gesehen zu haben.

In einem Fall fordert ein Orthopäde aus Waldkirch bei Freiburg 120
Euro pro Quartal von seinen Kassenpatienten, anderenfalls betrachte
er solche Patienten als "quasi unerwünscht", da sie sich nicht mehr
rechneten. Bereits 30 Patienten hätten eine entsprechende
Vereinbarung unterschrieben. Der Spitzenverband der gesetzlichen
Krankenkassen (GKV) hält dieses Vorgehen für rechtswidrig. Andreas
Köhler (KBV) warnt davor, "die Problematik dieser Reform auf dem
Rücken der Patienten auszutragen".

Köhler räumt ein, die Verhandlungspartner hätten die Folgen der
ungleichmäßigen Honorarverteilung nicht richtig eingeschätzt.
Verantwortlich macht er dafür die Krankenkassen und den Spruch eines
unabhängigen Schlichters. Gegenüber "Report Mainz" sagte Köhler: "Wir
haben zu jedem Zeitpunkt dokumentiert, dass wir mit diesem Beschluss
Versorgungsprobleme auftreten sehen. Und haben das auch gegenüber den
Krankenkassen und dem Schlichter erwähnt, aber im Gesamtpaket wurde
eher die Vorstellung der Krankenkassen realisiert." Ann Marini,
Sprecherin des GKV-Spitzenverbandes, weist den Vorwurf zurück: "Wir
haben nicht mit uns allein verhandelt, sondern mit den Vertretern der
Ärzte, sprich mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die saßen
mit am Verhandlungstisch, und es gab einen Beschluss, der
mehrheitlich getroffen ist. Da kann sich jetzt keiner aus der
Verantwortung stehlen."

Im August 2008 waren 2,7 Mrd. Euro mehr für Arzthonorare
vereinbart worden. Zeitgleich wurde ein neues Abrechnungsmodell für
die niedergelassenen Ärzte eingeführt. Das führt dazu, dass die
Zuwächse ungleichmäßig verteilt werden. Profiteure sind vor allem
Ärzte in Ostdeutschland und Praxen mit vergleichsweise vielen
Patienten. Die zumeist hoch spezialisierten Ärzte in
Baden-Württemberg klagen dagegen über Einbußen von bis zu 40 Prozent.
Noch im Februar wollen GKV und BKV weiter über die Honorarverteilung
beraten. Die Krankenkassen haben bereits angekündigt, dass es mit
ihnen einen "erneuten Griff in die Taschen der Beitragszahler" nicht
geben werde.

Zitate gegen Quellenangabe frei.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel.:
06131/929-3351.

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7169
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7169.rss2


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