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Generika sparen 10,999 Mrd. Euro - Pro Generika befürchtet nachhaltige Schwächung der Generikaindustrie

Geschrieben am 12-02-2009

Berlin (ots) - Die deutsche Generikaindustrie hat die Gesetzliche
Krankenversicherung (GKV) im vergangenen Jahr um mehr als 11 Mrd.
Euro entlastet. Dies geht aus den Marktdaten für das Jahr 2008
hervor, die der Branchenverband Pro Generika am 12. Februar in Berlin
vorstellte. "Diese enorme Summe belegt erneut eindrucksvoll, wie
unverzichtbar Generika für eine hochwertige und bezahlbare
Arzneimittelversorgung in Deutschland sind", erklärte Pro
Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt hierzu. "Die Einsparungen, die
allein daraus resultieren, dass Generika statt der teureren
Erstanbieterprodukte von Ärzten verordnet und in Apotheken abgegeben
wurden, entlasten die gesetzliche Krankenkassen um mehr als einen
Beitragssatzpunkt. Gäbe es keine Generika, müsste der einheitliche
Beitragssatz bei mindestens 16,5 Prozent statt bei jetzt 15,5 Prozent
liegen." Hinzu kommen weitere Einsparungen. Denn die vom unabhängigen
Marktforschungsinstitut IMS HEALTH berechnete Zahl bezieht sich
ausschließlich auf die Listenpreise. "Die Preisnachlässe, die aus den
Arzneimittelrabattverträgen resultieren, sind dabei noch nicht einmal
berücksichtigt", erläuterte Schmidt.

Der für Krankenkassen und Beitragszahler positive Effekt hat aber
auch seine Schattenseiten. "Wir beobachten seit längerem eine starke
Erosion der Erlöse, die uns Sorge macht", erklärte Schmidt. Dafür
macht er neben dem Preiswettbewerb, der einem Markt mit homogenen
Gütern systemimmanent ist, insbesondere das Nebeneinander einer
Vielzahl von Regulierungsmaßnahmen (wie Festbeträgen,
Herstellerabschlägen und Zuzahlungsfreistellungen) einerseits und
Rabattverträgen andererseits verantwortlich. Die deutschen Generika
kosteten bereits Mitte 2006 weniger als die Generika in den anderen
Top 5-Pharmamärkten Europas. Bis zum Jahresende 2008 gingen ihre
Listenpreise nach überschlägigen Berechnungen jedoch im Mittel
nochmals um rund 20 Prozent zurück. Weitere Erlösminderungen
resultieren aus dem immer härter werdenden Rabattvertragswettbewerb.
"Die Politik hat die Hersteller in einen Schraubstock aus Dirigismus
und selektivem Vertragswettbewerb gespannt. Zumal bei der
Ausschreibung und Vergabe von Wirkstoffrabattverträgen spielen die
Krankenkassen ihre kartellrechtlich nur rudimentär gezügelte
Marktmacht zunehmend offensiv aus. Die Rahmenbedingungen des
selektiven Vertragswettbewerbs zwingen die Generikaindustrie in einen
ruinösen Unterbietungswettbewerb. Wegen des hohen Marktanteils von
über 40 Prozent im GKV-Markt konnte es sich dennoch kaum ein
Hersteller leisten, nicht an der aktuellen AOK-Ausschreibung
teilzunehmen."

Erste Konsequenzen der sich stetig zuspitzenden Erlös- und
Ertragssituation sind bereits sichtbar. Einige Generikahersteller
haben Personal abgebaut, andere angekündigt, ihre Produktion Zug um
Zug aus Deutschland nach Billigstandorten zu verlagern. "Der damit
einhergehende Verlust an Arbeitsplätzen und Know-how ist schon
schlimm genug", erklärte Schmidt. "Mindestens ebenso schwer fällt ein
anderer Aspekt ins Gewicht: Bislang können die gesetzlichen
Krankenkassen darauf vertrauen, dass die Generikaindustrie nach fast
jedem Patentablauf qualitativ gleichwertige, aber deutlich
preiswertere Nachfolgeprodukte auf den Markt bringt. Dies gilt auch
für Arzneimittel, deren Herstellungsprozess komplex und kompliziert
ist.

Politik und Krankenkassen setzen große Hoffnungen in die
Biosimilars, deren erste Vertreter seit 2007 im Markt sind. Allein
mit diesen Nachfolgeprodukten biotechnologisch hergestellter
Arzneimittel (Biopharmazeutika) könnte die GKV nach Berechnungen des
IGES Instituts bis 2020 rund 8 Mrd. Euro zusätzlich einsparen.

Ob dieses Einsparpotenzial tatsächlich realisiert werden kann, ist
derzeit aber sehr fraglich. Hersteller von Biosimilars müssen für die
Entwicklung nur eines Biopharmazeutikums bis zur Markteinführung rund
100 Mio. Euro investieren. "Dieses Geld, will aber erst einmal im
"klassischen Geschäft" mit chemisch synthetisierten Generika verdient
sein", sagte Schmidt. "Sollte die Gesundheitspolitik ihren Kurs nicht
schleunigst in Richtung pro Generika korrigieren, sehen die
Biosimilar-Hersteller kaum Spielräume, neue Entwicklungs-projekte
anzuschieben.

Seit zwei Jahren beobachten wir eine Arzneimittelpolitik, deren
Auswirkungen ausgesprochen generikafeindlich sind", beklagt Peter
Schmidt. "Das ist gesundheitspolitisch kurzsichtig. Steigerungen der
GKV-Arzneimittelausgaben waren und sind nicht von den Generika
induziert. Preisgünstige Generika sorgen vielmehr dafür, dass die
Patienten unabhängig von ihrem Geldbeutel am medizinisch-technischen
und pharmazeutischen Fortschritt teilhaben können. Den letzten Cent
aus der Generikaindustrie herauszupressen, ist mittel- und
langfristig verfehlt. Wollen die Krankenkasse auch in Zukunft mit
Generika sparen, müssen sie den Unternehmen jetzt die Luft lassen,
die sie brauchen, um in neue Projekte zu investieren und patentfreie
Arzneimittel zu optimieren. Denn die Generika- und
Biosimilarentwicklungen von heute generieren die GKV-Einsparungen von
morgen."

Originaltext: Pro Generika e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/54604
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_54604.rss2

Pressekontakt:
Thomas Porstner, Pressesprecher, Tel.: (030) 81 61 60 9-40,
info@progenerika.de


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