Neue OZ: Kommentar zu Kambodscha / Tribunal / Rote Khmer
Geschrieben am 17-02-2009 |
Osnabrück (ots) - Viel zu spät
Viel zu spät sühnt das Völkermord-Tribunal die Verbrechen der Roten Khmer. Viel zu spät widerfährt den Opfern des Pol-Pot-Regimes, das zu den blutrünstigsten Diktaturen der Menschheitsgeschichte zählt, zumindest ein wenig Gerechtigkeit.
Wer das frühere Folterzentrum und heutige Museum Tuol Sleng besucht hat, wird nie die Porträtfotos der später Gequälten und Ermordeten vergessen. Wer je eines der Killing Fields nahe Phnom Penh aufsucht, wird den Glauben an Menschlichkeit verlieren im Angesicht jenes Baums, an dem Babys bei lebendigem Leib zerschlagen wurden.
Aber so unerträglich es sein mag, dem obersten Folterer Duch Menschenrechte zuzugestehen, die er selbst brutal mit Füßen getreten hat: Nur so ist ein erster kleiner Schritt in Richtung Versöhnung möglich, die dieses Land so nötig hat. Selbst 30 Jahre nach dem Ende der Terrorherrschaft sind die Kambodschaner tief traumatisiert. Eine Aufarbeitung der Geschichte hat nie stattgefunden.
Ob der Weg der Gerechtigkeit mit dem Start des Tribunals gelingt, bleibt indes fraglich. Einige wenige Führungskader vor Gericht zu stellen, die meisten Täter aber ungeschoren davonkommen zu lassen, die Seite an Seite mit früheren Opfern leben, wird der Sühne nicht gerecht. Das Sondertribunal verstärkt so das Misstrauen der Kambodschaner gegen die im Land herrschende korrupte Justiz.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
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