(Registrieren)

Ex-Metro-Boss Wiegandt fordert neues Wirtschaftsrecht - "Ja, ich war ein Sünder"

Geschrieben am 20-02-2009

Hamburg (ots) - Der ehemalige Vorstandschef der Metro AG, Klaus
Wiegandt, hat grundsätzliche Änderungen des deutschen
Wirtschaftsrechts gefordert. "Im heutigen System hat ein Manager
wenig Spielraum", sagt Wiegandt im Interview in der neuesten Ausgabe
des Greenpeace Magazins. "Seine gesetzliche Pflicht ist es, den
'Shareholder Value' zu mehren - also den Nutzen des Anteilseigners."
Tue er dies nicht und nehme Rücksicht auf andere Interessen, etwa
soziale oder ökologische, dann "kann er auf der Hauptversammlung
belangt und von seinen Aktionären verklagt werden", kritisiert
Wiegandt. "Diese Rahmenbedingungen müssen wir verändern!"

Der heute 69-jährige Wiegandt war viele Jahre lang einer der
wichtigsten Handelsmanager Deutschlands. Er leitete den
Kaufhauskonzern Asko und war ab 1996 Vorstandschef der neugegründeten
Metro AG. 1998 schied er auf eigenen Wunsch aus und gründete aus
seinem beträchtlichen Privatvermögen unter anderem die Stiftung
"Forum für Verantwortung".

In scharfen Worten beschreibt Wiegandt die Ursachen der
gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise: Nach dem Fall des
Eisernen Vorhangs "entgleiste der Kapitalismus", so Wiegandt. "Er
wurde zu einem reinen Spielcasino, das war am Ende Monte Carlo hoch
fünf." Die Gewinner, kritisiert der Ex-Metro-Chef, "haben ihre
Profite zum großen Teil in Steueroasen vereinnahmt - die Verluste
werden sozialisiert. Die Allgemeinheit muss sie tragen, und das finde
ich das Perfide daran."

Über seine eigene Rolle als Spitzenmanager sagt Wiegandt im
Rückblick: "Ja, ich war einer der Sünder und Verbrecher", auch seine
Entscheidungen hätten direkt der Umwelt geschadet. Im
Greenpeace-Magazin erklärt er das Dilemma, vor dem Manager heute
stehen: "Wenn ich Geld im Unternehmen für etwas ausgebe, das aus
Sicht der Aktionäre nicht notwendig ist, ist das gewissermaßen
'Veruntreuung'." Würden Ziele wie das Gemeinwohl beispielsweise in
das Aktiengesetz aufgenommen, "dann sähe die Welt anders aus", so der
Ex-Metro-Chef. Solche Gesetze müssten auf europäischer Ebene
festgeschrieben werden - "denn an freiwillige Selbstverpflichtungen
hält sich sowieso niemand".

"Einen Konzern auf ökologischen Kurs zu bringen, ohne dass sich
die Rahmenbedingungen ändern, das geht nicht", erklärt Wiegandt. Ein
Manager würde damit derzeit die Existenz seines Unternehmens "aufs
Spiel setzen". Bei Gewissenskonflikten "können sie nur die
persönliche Konsequenz ziehen und sagen: Das mach ich nicht. Aber
dann kommt ein anderer, und der machts an meiner Stelle."

Originaltext: Greenpeace Magazin
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/12442
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_12442.rss2

Pressekontakt:
Achtung Redaktionen: Sie erreichen Greenpeace-Magazin Redakteur
Toralf Staud unter 0177.4798176 und Chefredakteur Jochen Schildt
unter 040.86601916 oder 040.808128085


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

187475

weitere Artikel:
  • Oliver Wyman-Analyse "Rezessionsagenda für die Investitionsgüterindustrie" / Mit klarem Kurs durch die Krise München (ots) - - Querverweis: Charts zum Thema liegen in der digitalen Pressemappe zum Download vor und sind unter http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar - - Zehn Prozent der Investitionsgüterhersteller sind durch die Krise akut gefährdet, 20 Prozent können profitieren - Deutsche Unternehmen sind besser für die Krise gerüstet als der internationale Wettbewerb - Eine detaillierte Rezessionsagenda senkt nicht nur Kosten, sondern stabilisiert auch den Umsatz, sichert die Finanzierung und mehr...

  • Maschinenbau- und Zulieferstandort Sachsen-Anhalt: Innovationsschau der Zulieferer und Werkzeugmaschinenbauer - Sachsen-Anhalt auf den Fachmessen intec und Z Magdeburg (ots) - Die Maschinenbauer und Zulieferer aus Sachsen-Anhalt zeigen dieser Tage einmal mehr Stärke und Innovationskraft. Fast 40 Unternehmen präsentieren ihr Know-how auf den Fachmessen intec und Z vom 24. bis 27. Februar 2009 in Leipzig. Auch die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt ist dabei und stellt den Wirtschaftstandort Sachsen-Anhalt über ihre Kooperationspartner FASA e.V. und MAHREG Automotive vor. Der Zweckverband zur Förderung des Maschinen- und Anlagenbaus in Sachsen-Anhalt e.V., kurz FASA versteht mehr...

  • Frost & Sullivan zeichnet WCC für seine einzigartige multimodale Plattform aus Mountain View, Kalifornien (ots/PRNewswire) - - Höhere Genauigkeit durch biographische und biometrische Fusion Basierend auf seiner letzten Analyse des Biometrie-Marktes hat Frost & Sullivan die WCC Services US, Inc. (WCC) für die Entwicklung der ersten und einzigartigen Verknüpfung von Matching-Algorithmen, die auf Biometrie und Fuzzy-Logik basieren sowie die Kundenanforderungen erfüllen, mit dem 2009 North American Frost & Sullivan Emerging Multimodal Platform of the Year Award ausgezeichnet. ELISE ID von WCC liefert Identitätsübereinstimmungen mehr...

  • Die ersten 100 Produkte tragen das NaTrue-Siegel Brussels (ots/PRNewswire) - Dank des NaTrue-Qualitätssiegels können Verbraucher echte Bio- und Naturkosmetik jetzt auf einen Blick erkennen: seit dem 1. Februar 2009 sind bereits über 100 Produkte zertifiziert. Das NaTrue-Siegel schafft Klarheit für Hersteller und Verbraucher, indem es transparente und strenge Regeln für Bio- und Naturkosmetik festlegt. Es ist international, nicht gewinnorientiert, steht allen Herstellern offen und garantiert eine unabhängige Kontrolle auf der Grundlage öffentlich vollständig zugänglicher Kriterien. mehr...

  • Bauindustrie zur Zinsschranke: - Zinsschranke verschärft Kapitalmarkt- und Wirtschaftskrise - Konjunkturprogramme durch Korrekturen im Unternehmensteuerrecht ergänzen Berlin (ots) - "Die Zinsschranke droht auch in der Bauindustrie die Wirtschaftskrise unnötig zu verschärfen. Die auch hier zu erwartenden Gewinneinbrüche werden zusätzliche Steuerbelastungen nach sich ziehen. Die Gefahren für Unternehmen und Arbeitsplätze werden trotz der Konjunkturprogramme zunehmen." Mit diesen Worten kommentierte heute in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, eine Untersuchung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), nach der die Zahl der von der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht